Laos | Tausend Hügel

Statistik

März 2024

8 Tage im Sattel

507 Kilometer

8’160 Höhenmeter

44° C Höchsttemperatur

Route Wägiletour Teil 7

ROUTE Wägiletour Teil 7 auf KOMOOT

Inhalt

Über den Mekong — erschwerte Einreise

Auf dem Mekong — Abbruch einer Flussfahrt

Laos — das Lächeln ist weg

Luang Prabang — die Chinesen sind da!

Im Norden — fröhliche Menschen und eine weitere Flussfahrt

eVisa — bereit für Vietnam

Über den Mekong — erschwerte Einreise

Die vierte Thailändisch-Laotische Freundschaftsbrücke über den Mekong, welche die beiden Länder unweit des Goldenen Dreiecks verbindet, darf nicht mit Fahrrädern überquert werden. Wahrscheinlich soll diese Brücke von internationalem Format nicht zur Fahrradbrücke verkommen. Zu unserer eigenen Sicherheit mussten unsere Räder samt Anhänger für die knapp 2 km zwischen den Grenzposten in den Bus verladen werden. Ähnlich war es uns schon bei der Einreise aus der Mongolei nach Russland ergangen, als wir die Räder für nur gerade 100 m auf Lastwagen verladen mussten. Im Gegensatz dazu durften wir uns 2008 unseren Weg durch das verminte Niemandsland zwischen Marokko und Mauretanien im eigenen Fahrzeug ohne Begleitung selbst suchen. Da lobt man sich die fürsorglich beschützende Haltung der thailändischen Grenzbehörden.

Die laotische Immigration war dann gleich wesentlich weniger organisiert und das Personal ging der Arbeit mit einer sicherlich gesunden Entspannung nach. Man hiess uns willkommen, verkaufte uns 3 Visa und dann hiess es: Sabaidii Laos! 

Auf dem Mekong — Abbruch einer Flussfahrt

Vom Grenzort Huayxay lässt sich die ehemalige Königs- und Hauptstadt Luang Prabang entweder über Land oder aber in zwei Tagen Schifffahrt auf dem Mekong erreichen. Nayeli wollte gerne mit dem Schiff reisen und unsere müden Knochen stimmten zu.

Also wurden Räder und Anhänger am nächsten Morgen auf dem Dach des ‘Slowboats’ festgezurrt. Gemeimsam mit etwa hundert anderen ‘Falang’ (solchen Fremdlingen wie wir) und einigen Lao tuckerten wir am nächsten Tag den Mekong hinunter.  Schon bald war klar, dass wir den zweiten Tag auf dem Fluss nicht mit dabei sein würden. Nach sieben Stunden Flussfahrt und einer Nacht im kleinem Ort Pakbeng auf halber Strecke, nahmen wir dem zweiten Teil der Strecke selbst in Angriff. Diesen Entscheid bezahlten wir mit vier Radtagen 298 km, 5160 Höhenmeter  Anstieg und viel, viel Schweiss. Doch war es dies allemal wert, trotz Hitze und endlosen steilen Hügeln.

Laos — das Lächeln ist weg

Bis Luang Prabang fuhren wir durch grösstenteils dünn besiedelte, arme und von verschiedenen Bergvölkern bewohnte Gebiete. Obwohl dies unser dritter bzw. vierter Aufenthalt in Laos war, überraschte uns der krasse Unterschied zum wirtschaftlich wesentlich fortgeschritteneren Nachbarn Thailand wieder.

Zudem war das freundliche Strahlen, das Gelächter und die Freude, welche wir in Thailand so geschätzt hatten, weg. Kinder winkten manchmal scheu, die Erwachsenen aber senkten ihre Blicke und unser Grüssen blieb oft unbeantwortet. Dafür wurde auf uns gezeigt und die ‘Falang’-Rufe eilten uns oft voraus. Nayeli litt besonders darunter, dass die Leute in den Dörfern sie, ihre weisse Haut, die blonden Haare und die schmale Nase berühren wollten und dabei nicht immer zimperlich waren. Dies führte dazu, dass wir uns Anfangs oft nicht sonderlich willkommen fühlten.

Luang Prabang — die Chinesen sind da!

In Luang Prabang wiederum war man sich Touristen zwar gewohnt, doch willkommen war dort besonders unser Geld.

Doch die Stadt, welche wir als ruhig, idyllisch und wunderschön in Erinnerung hatten (wir waren 2004 und 2012 schon da) war zwar noch schön. Mit der Ruhe und Idylle war es aber vorbei!

Denn China eröffnete 2021 die, im Rahmen der ‘Belt and Road Initiative’ gebaute, ‘Laos-China-Railway’, eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von Kunming nach Vientiane, der Hauptstadt der ‘Demokratischen Volksrepublik Laos’. Dadurch wurde das ehemals verschlafene Luang Prabang mit chinesischen Touristen in grossen Gruppen geflutet, was die Stadt bereits jetzt nachhaltig zu verändern schien.

Im Norden — fröhliche Menschen und eine weitere Flussfahrt

Nach fast einer Woche in Luang Prabang radelten wir, mit neuen Ketten an den Rädern,  nordwärts in Richtung der vietnamesischen Grenze. Und siehe da, kaum aus der Stadt wurden unsere Lächeln wieder erwidert und die Menschen waren freundlich, beinahe herzlich! Diese war Honig für unsere Reise-Seelen und Laos machte plötzlich wieder Spass!

Nach einer weiteren Flussfahrt, diesmal auf dem Nam Ou von Nong Khiaw nach Muang Khua, war die vietnamesische Grenze nicht mehr weit.

eVisa — bereit für Vietnam

In der Zwischenzeit waren unsere eVisa-Anträge jedoch zurückgewiesen worden. Sie mussten von uns überarbeitet und neu eingereicht werden. Dies bescherte uns in der Folge fünf Wartetage, wovon wir vier im lebendigen Muang Khua (60 km vor der  Grenze) und einen weiteren in Muang Mai (noch 30 km vor der Grenze) verbrachten.

Schliesslich trudelten die eVisa nach und nach digital ein und mussten bloss noch ausgedruckt werden. Dann waren wir bereit für Vietnam und konnten die letzen 1000 Höhenmeter zum Grenzübergang in Angriff nehmen.

Indonesien | Sumatras Süden

 

header sumatras süden

April 2016
17 Tage, wovon 13 Tage im Sattel
1’073 km, ~ 536 Liter Schweiss
2’037 km gefahren seit Reisebeginn

Ölpalmen, Kokospalmen & Sandstrände
Mandi, Monokultur & Monotonie
Verkehrsanarchie & erste Platten
Abschied von Sumatra, per Fähre nach Java
die Polizei, dein Freund und Wegelagerer

 

Route | Mukomuko — Sebelat — Bengkulu — Lais — Manna — Merpas — Krui — Tanjung Setia — Sedeka — Pringsewu — Bandar Lampung — Kalinda — Bakauheni — (Fähre nach Java) — Merak — Cilegon — Karangantu — Kronjo — Tangerang — Jakarta

Route von Mukomuko nach Jakarta

Route von Mukomuko nach Jakarta

 

Die Strecke, die vor uns lag verhiess zwar nicht allzu viel, trotzdem waren wir nach drei Tagen Pause im kleinen Mukomuko froh, wieder frischen Fahrtwind im Gesicht zu haben. So richtig fit waren wir jedoch beide nicht und die nächsten zwei Wochen wurden ein Gesundheits-Wechselbad. Die Hitze war oft drückend, die Luft schien zum schneiden dick und die Erfrischung einer kühlenden Dusche war oft schon nach wenigen Minuten verpufft.

 

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Mandi — Die Dusche, unser Freund und Retter, sieht in Indonesien oft so aus. Ob in Hotel, bei der ‚Polisi‘ oder an der Tankstelle. Es gibt sie in jeder erdenklichen Zerfalls- und Hygiene-Variation. Erfrischen tun sie alle!

 

Immer in Küstennähe, aber selten mit Meerblick, ging es auf und ab, während uns Ölpalmen stundenlang Spalier standen. Umso vehementer wurden wir aus der Monotonie der Monokultur gerissen, sobald wir durch Dörfer kamen und von den ersten Kindern entdeckt wurden. Diese stürmten bei unserem Anblick jeweils an die Strasse und riefen voller Freude „Tu-rist, Tu-rist, Tu-rist!“. Dies gelang sogar Kindern, die sonst wohl noch weder sprechen noch gehen konnten.

 

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Kurz nach Mukomuko verlassen wir die Küste und strampeln die nächsten Tage mehr oder weniger fröhlich und gelangweilt durch Monokulturen der palmigen Art.

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Doch Sumatra hat nicht nur Öl, sondern auch Kautschuk im Angebot.

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Noch nicht oft, aber immer wieder funkeln Wellen durch die Palmenreihen.

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Auch Katzen finden sich reichlich!

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Weiterhin sind wir gerne geknipste Gäste.

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Unsere sensationell lange Nasen sind der Hit, aber auch der Grössenvergleich sorgt für Gelächter!

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…da hat die Konkurenz keine Chance.

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In Bengkulu ist es dann an der Zeit, sich der lokalen Frisurenmode anzupassen.

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Wohl dank Robins neuer Frisur stoppt uns die Polizei von Manna eines Morgens mit quietschenden Reifen. Wir werden Teil ihrer Anti-Drogen-Kampagne!

 

Und dann, als unser Durchaltewille an einem immer dünner werdenden Faden hing und uns jede Steigung zur Weissglut trieb — in einem besonders fiesen Stück hatte Daina bereits den Abbruch der Reise beschlossen —, geschah das Unerwartete. Die Wogen der Ölpalmen lichteten sich, kühlende Lüftchen zerschnitten die Hitze und die Hügel zerflossen zu Reisfeldern. Es wurde Strand. Mit Fischerdörfern gespickte Sandstrände erstreckten sich entlang der Strasse oft Kilometerlang, das Radfahren machte plötzlich wieder mehr Spass und schliesslich erreichten wir Krui. Obwohl im kleinen Surf-Mekka an Sumatras Südküste zu dieser Jahreszeit mehr Mekka als Surf angesagt war, ‚gönnten‘ wir uns ein paar Ruhetage. Daina war krank. Dafür doppelten wir dies im Anschluss mit zwei Tagen am Strand von Tanjung Setia, keine 20 Km südlich gelegen, nach.

 

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Was sich fies und steil anfühlte, sieht von oben nicht so schlimm aus. Im Gegenteil.

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Wo die Strasse durch den Dschungel verläuft….

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….nehmen wir uns umso mehr Zeit, halten an, beobachteten und lauschen.

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Halten wir um etwas zu trinken, halten Familien an und staunen bis wir ausgetrunken haben.

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Dann Strände, endlich.

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Das süsse Leben…

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…im Häuschen am Strand…

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…mit Platz für Alle!

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Auf dunkle Wolken über Krui…

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…folgten entweder brennende Sonnenuntergänge…

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…oder stundenlanges, elektrisches Donnerwetter vom Feinsten.

 

Vor der nächsten Etappe durch einen Nationalpark wurden wir immer wieder gewarnt, da es in dessen Nähe nachts Überfälle gebe. Von verschiedenen Seiten riet man uns, die Nacht auf dieser Strecke in der Polizeistation in Sedaka zu verbringen, welche wir tatsächlich kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten. Dass uns auf den letzten Kilometern ein, mit einer Sturmhaube vermummter, Motorradfahrer ‚verfolgte‘, war bei über 30 Grad etwas unheimlich, aber wohl weniger für einen Überfall, sondern wirklich als Schutz gegen den kalten Fahrtwind gedacht. Andere Länder, andere Sitten.

 

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Im Nationalpark nimmt uns heftiger Regen jegliche Sicht. Der Himmel öffnet sich mit solcher Wucht, dass wir auch am nächsten Morgen noch nass sind. Hier der Nebel danach.

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Die Sonnenuntergänge bleiben malerisch.

 

So auch bei der Polizei. Freundlich wiesen uns die vier in Zivil herumflachsenden Polizisten einen Campingplatz vor ihrer Moschee zu — richtig gehört, jede Polizeistation hat eine Moschee — bevor plötzlich Bewegung aufkam und die Herren sich uniformierten. Anschliessend wurde das Polizeiauto am Strassenrand vor dem Tor platziert. Mit Blaulicht. Kurz darauf, wir stellten gerade in aller Ruhe unser Zelt auf, ging plötzlich ein riesiges Gezeter los, gefolgt von einer Episode ‚Guter Bulle, Böser Bulle‘ und schliesslich wechselten Geldscheine ihren Besitzer, worauf der Fahrer des kontrollierten Kleinlasters kleinlaut davon fuhr. Nicht so die ‚Polisi‘. Sie warfen sich wieder in Zivilkleider und — wer hätte das gedacht — fuhren voller Freude Im Dienstwagen zum Abendessen. Sie hatten es sich verdient!

Der Weg an Sumatras Südspitze, entlang der ‚Sundastrasse‘ führte uns durch immer dichter besiedeltes Gebiet. Der damit einhergehende, immer dichtere Verkehr, bereitete uns darauf vor, was uns auf Java erwarten sollte. Die ‚Hello Mister‘-Rufe nahmen merklich ab, die Dörfer wurden bereits städtischer und die Menschen waren zwar immer noch sehr freundlich aber merklich distanzierter. Nach Bandar Lampung fuhren wir stundenlang im Schwerverkehr Richtung Fährhafen in Bakauheni. Die malerischen Hügel und der Blick in Richtung Krakatau konnten nicht über den grässlichen Gestank der Nebel hinwegtäuschen, welche die hier angesiedelte Stahlindustrie gegen Himmel pustete. So gelangten wir schliesslich an Sumatras südlichen Zipfel und bevor wir uns versehen konnten, standen wir auf der Fähre nach Java.

 

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Je näher wir Bandar Lampung kommen, umso dichter wird der Verkehr.

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Schliesslich fahren wir in Bakauheni, an Sumatras Südspitze die Fähre nach Java. Die 2 Stunden-Überfahrt kostet pro Kopf mit Rad gerade mal 1.50 Fr. .

 

In Java liefen wir bei Einbruch der Dunkelheit in den Hafen ein. Es blieb uns gerade noch genügend Zeit, ein Zimmer in einem Hotel zu ergattern. Später kamen nicht umhin zu bemerken, dass die hauseigene Disco ihre Tore erst um Mitternacht öffnet, dafür umso lauter aufdreht. Etwas zermürbt machten wir uns darum am nächsten Tag daran, Java zu erkunden. Bis Jakarta blieben uns noch 140 Km. Wir dachten aber nicht daran diese auf direktem Weg mit allen Lastwagen zu teilen und, anders als in Südamerika, war hier die Autobahn für Radfahrer tabu. So suchten wir uns eine Route nach unserem Geschmack. Kaum die Schnellste dafür mit viel Unterhaltungswert — über Feldwege, durch Sümpfe und Reisfelder, entlang kleiner Flüsse, mitten durch einen Markt oder auf den Fussgängerweg für Pilger. Als Buleh durften wir das.

 

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Einer davon führt uns zu einer mit Pilger gefluteten Moschee…

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…umgeben von kleinen, Buffetartigen Ständen. Die Auswahl ist gross.

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Hier Reis mit Tofu.

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Aber auch an kleinen Holzbuden am Strassenrand lässt sich rasten und speisen. Immer noch dürfen Fotos mit allen Anwesenden nicht fehlen.

 

Einzig die Unterkunftssuche gestaltete sich zum ersten Mal richtig schwierig. Gegen Abend waren wir den Ausläufern Jakartas schon näher als uns lieb war und wir fanden partout keinen Zeltplatz, weder bei Schulen, Fabriken noch bei der Polisi, wo man uns jeweils weiterschickte mit den Hinweis auf ein Hotel. Das erste Hotel gab es nicht und mittlerweile war es stockfinster. Auch hatten wir trotz eines späten Starts bereits 100 km in den Beinen und unsere Rücklichter begannen auch zu schwächeln. Nicht gut. So jagten wir bereits etwas nervös in einem Strom von hunderten Scootern, oder deren Lichtern, dahin. Das zweite Hotel hatte 5***** und wir waren dreckig, das dritte Hotel war voll und die folgenden ebenso. Schliesslich, erschöpft nach einer dreistündigen Odysse durch Jakartas Vororte, fanden wir nach 21 Uhr endlich eine Bleibe für die Nacht. Ein Hotel, für das wir nur auf den ersten Blick zu dreckig waren.

Die letzten 20 km ins Stadtzentrum der 14-Mio-Stadt (oder sind es 20 Mio?) waren dann am nächsten Morgen nur noch der Nachtisch. Obwohl Jakarts Verkehr ein schlechter Ruf voraus eilte, war das Navigieren mit dem Fahrrad kein Problem — während die Autos stundenlang im Stau standen flitzten wir mit dem Flow, überholten und drängten in Lücken. Im von Korruption zerfressenen Indonesien (der Führerschein ‚kostet‘ hier umgerechnet 7.- Fr.) werden Verkehrsregeln mehr als Vorschläge verstanden, an die man sich halten kann. So können Einbahnstrassen getrost, und nicht etwa mit verminderter Geschwindigkeit, in die falsche Richtung befahren werden und ein Rot bei Kreuzungen kann durchaus auch als Grün verstanden werden. Bedenkt man dies, kann Stadtverkehr durchaus Spass machen. Sicherheit geht aber leider nicht vor.

 

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Die Landschaft ist malerisch aber dicht besiedelt.

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Solche Wege haben wir vermisst! Das Knirschen unter den Reifen zaubert uns beiden ein breites Grinsen ins Gesicht.

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Doch der Verkehr wird dichter…

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…dichter, Jakarta wird spürbar.

 

Indonesien | Sumatras Berge

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März / April 2016
17 Tage, wovon 9 Tage im Sattel & 3 Tage krank
535 km, 10’261 Höhenmeter

Sumatra Superstars — Foto, Selfie, Hello Mister. Sumatra im Social-Media-Rausch!
Bukittinggi — Trails, Dschungel & Reisfelder
Berge — rollende Hügel & steile Strassen
Camping — Geheimdienst, Polizei & Karaoke

Route | Bukittinggi — Solok — Sungai (via Jl. Solok – Danau Kembar) — Solok Selatan — Kayu Aro — Sungai Penuh — Tapan — Mukomuko

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Route Bukittinggi — Mukomuko

Von Bukittinggi hatten wir uns kühlere Temperaturen, Touristen und entsprechend weniger freundliche Menschen erwartet. Also nicht allzuviel. Trotzdem gefiel uns die Stadt auf Anhieb, Die Touristenmassen blieben aus, sofern man bei 10 gesehenen Touristen pro Tag nicht von Massen sprechen kann. Die Menschen waren gewohnt freundlich und fröhlich, wenn auch etwas weniger neugierig als auf dem Land.

Wir fanden ein günstiges Zimmer im ‚Rajawali Homestay‘, dessen deutscher Besitzer Ulrich nicht nur ein Original, sondern auch ein Kenner der Strassen Sumatras, besonders der Region um Bukittinggi, ist. Sein Wissen teilte er gerne mit uns und so sassen wir nach zwei Touristen-Tagen (Marktbesuche, Erkundungsspaziergänge, Essens-Expeditionen, Fruchtsaft-Schlürfen, Kleider-waschen-lassen, Lesen) bereits wieder im Sattel.

bukittinggi

Im geschäftigen Bukittinggi, schön zwischen drei Vulkanen gelegen erkunden wir die Märkte.

mini

Ob Snacks im Miniformat…

früchte?

… Snacks in der Originalverpackung…

hand mit früchten

…oder Früchte zum angreifen, alles da!

durian

Diese stachligen Übeltäter hier, Durian genannt, riecht man lange bevor sie in greifbarer nähe sind. Sie stinken!

kücken

Auch sieht man, was mit Ostereiern geschieht, wenn man sie ausbrütet!

schlangen

Getrocknet verkaufen sich diese speziellen Snacks. Wir würden sie als Blindschleichen einstufen.

Ulrich empfahl uns eine Runde, die mit einem etwas holprigen Mittelstück gespickt sei. Dies liessen wir uns nicht zweimal sagen und nach knapp 20 Kilometern erreichten wir den Waldrand wo die Strasse zum Pfad wurde, der sich höher und höher wand. Nachdem der überwachsene Pfad durch den Dschungel im Anstieg zur kleinen Passhöhe rutschig und steil gewesen war (wir musste alles schieben), hofften wir oben angekommen, auf einen etwas einfacheren, vielleicht sogar teils fahrbaren Abstieg auf der anderen Seite. Weit gefehlt! Was früher einmal ein Weg gewesen sein mag, hatte sich der Urwald längst zurückgeholt! Der Pfad war jetzt oft nur noch als haarfeine Line durch das grüne Dickicht erkennbar — wenn überhaupt. Rambo hätte sich hier mit seiner Machete wohl gefühlt und dem Gebrüll in den Baumkronen über uns nach zu urteilen, taten es die Affen auch! Wir wünschten uns auch eine Machete herbei, versuchten den Gedanken an Schlangen auf dem meist unsichtbaren Boden vor uns zu verdrängen und stürzten uns, unsere Räder als rollende Heckenscheren vor uns schiebend, ins Gestrüpp. Meter um Meter um Meter um Meter kämpften wir uns durch das Dickicht, immer in der Hoffnung, das Grün um uns herum möge sich bald lichten, die Blätter uns nicht mehr in die Ohren kriechen und die Äste uns nicht mehr Füsse und Beine zerkratzen. Dies tat es nicht, und wenn dann nur kurz und oft nur, um uns mit Hindernissen wie umgestürtzten Urwaldriesen, übergrossen Spinnennetzen inklusive Besitzer auf Kopfhöhe oder tiefen Flussbetten ohne Brücken zu erschrecken. Rambo hätte es geliebt!

Irgendwann wurde der Pfad doch weniger holprig, das Gestrüpp lichter und schliesslich konnten wir — den dicken Reifen sei dank! — den letzten Dschungelkilometer durchs Gebüsch flitzen. Und dann, als ob nichts gewesen wäre, begann die Strasse wieder. Wir hatten für 9.5 Kilometer viereinhalb Stunden gebraucht! Als wir Ulrich am Abend davon erzählten fiel er aus allen Wolken. Er war die Strecke neun Jahre zuvor mit dem Motorrad gefahren. Da war sie noch durchgehend für Autos befahrbar und mit den nötigen Brücken bestückt! Tags darauf hängten wir gleich noch eine Runde, grob nach Ulrichs Vorschlägen, an. Sie führte uns in einem wilden Auf und Ab durch abgelegene Täler, vorbei an Bauern, Wasserbüffeln und Horden von johlenden Schulkindern und schlängelte sich mit uns durch Reisfelder und Wälder. Diesmal waren die Pfade meist breiter, durchgehend fahrbar — dafür jedoch oft unglaublich steil!

dschungel robin

Bereits der Anstieg ist nicht ohne, mit ‚Crocs‘ an den Füssen schon eine Herausforderung.

lenker dschungel

Und auch die ersten Meter im Abstieg verheissen auch nichts Gutes.

farne dschungel

Nicht bloss Farne und Gräser arbeiten gegen uns.

daina kriecht im dschungel

Manchmal müssen wir kriechen…

brücke

…und manchmal balancieren. Mit Fahrrad eine Nervensache.

blick zurück im dschungel

Der zweite Tag ist dann eher nach unserem Geschmack.

Zwei weitere Entspannungstage später begannen unsere Räder ungeduldig zu schnauben — es war Zeit weiter zu ziehen. Immer nach Süden durch die Berge ging es, wobei die erhofften kühlen Temperaturen ausblieben. In Kombination mit Strassen, deren Erbauers Ziel es gewesen sein muss, den direktest möglichen Weg nach oben zu nehmen und die oft entsprechend steil waren, machte uns die Hitze ganz schön zu schaffen.

berge

Südlich von Bukittinggi strampeln wir durch malerische Täler….

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…und die Strasse windet sich in Kurven um Bergflanken und Reisplantagen.

regenschleier

Regenschleier eilen uns voraus oder folgen uns, doch sie erreichen uns selten.

jungel kerinci

Steile Anstiege führen uns weiter südlich durch nebelverhangene Wälder.

arbeiterinnen kerinci

…und Arbeiterinnen in Gummistiefeln nehmen weite Fussmärsche zu ihren Kaffeeplantagen in Kauf. Wir hören sie noch lange lachen.

kerinci raucht

Schliesslich kommt der rauchende Vulkan ‚Kerinci‘ in Sicht. War er früher von Urwald (Hutan) umgeben, so steht er heute inmitten von Teeplantagen.

teearbeiter

Wie überall wird auch hier gearbeitet — und wie überall ist man auch hier fröhlich!

Erschöpft nach langen Tagen und vielen Höhenmetern (Tagesrekord in Sumatra bisher: 2300 Hm) galt es jeweils eine Bleibe für die Nacht zu finden. An Wildcamping war bei der Bevölkerungsdichte — überall wohnte jemand, überall rief uns jemand zu — bisher nicht zu denken und so mussten wir uns anderweitig umsehen. Hotels waren dünn gesäht. Und wenn dann eines da war, bedeutete dies nicht, dass man dort auch nächtigen durfte! Eimal wurde uns kurz vor Einbruch der Dunkelheit die Unterkunft verwehrt, da wir keinen Trauschein (!) vorlegen konnten — Willkommen in Saudi Arabien! So landeten wir immer mal wieder bei der nächsten Polizeiwache, ob vom Regen oder eben von gläubigen Besitzern leerer Hotels getrieben. Dort gewährte man uns immer einen Zeltplatz für die Nacht. Immer war das Misstrauen zu Beginn gross — in Indonesien spricht niemand freiwillig mit der Polizei, warum sollten es also diese tropfenden Bleichlinge tun? Immer bot man uns an, wohl nicht ganz grundlos, die Dusche zu benützen und immer erhielten wir einen Raum für unser Zelt zugewiesen. Einmal allerdings erst Abends um neun, als die diensthabenden Herren Geheimdienst nach vier Stunden Wartezeit schliesslich ihren Kommandanten aufzuwecken wagten. Eine mächtige Regen-Gewitter-Kombination hatte uns hartnäckig die Weiterfahrt und -suche verunmöglicht. So campierten wir etwa in einem zerfallenden Nebengebäude, im Karaoke-Raum einer Polizeiwache (!) oder gar im Versammlungsraum der regionalen Filiale des Indonesischen Geheimdienstes (!!). Eine feine Sache, oft gefolgt von stundenlangen Gesprächen (oder Karaoke) mit freundlichen Polizisten. Wunderbar und unglaublich herzlich — aber in unseren Erschöpfungszuständen meist unglaublich streng!

karaokenight

Der Albtraum eines erschöpften Radfahrers: Karaoke-Camping im Versammlungs-/Karaokeraum der Polizei. Auch wir werden ans Mikro gebeten.

morgengrauen

Dafür sind wir nach solchen Nächten jeweils mit den ersten Sonnenstrahlen wieder auf der Strasse. Vor dem Antritt der Morgenschicht. Wann die Gefangenen hinter den Western-style Gittertüren nebenan wieder frische Luft schnuppern dürfen, werden wir nie erfahren.

garangan

Wir haben jetzt nämlich meist nur Augen für dies hier: Gorengan, fritiertes! Lecker, fettig, Frühstück.

Es muss für manch Einen ein wunderlicher Anblick gewesen sein, diese beiden Bleichgesichter mit grossen Nasen und roten Köpfen — auf Rädern! Denn Radfahren, wie jede Art von Fortbewegung durch Körperkraft, scheint in Sumatra ein ganz und gar fremdes Konzept zu sein. Scooter (Motorroller) sind Trumpf! Jeder hat einen, jeder fährt einen und jeder nimmt darauf so viele Kinder, Freunde oder Verwandte mit, wie er will. So wurden wir von Kindern mit dröhnenden Motoren überholt, von quietschenden Teenies mit wehenden Kopftüchern verfolgt und regelmässig von in den Rückspiegel staunenden Schülern ausgebremst. Wir wurden von Motorrädern aus angefeuert, angesprochen, ausgefragt, bejubelt, fotografiert, eingeladen und von ganzen Familien mit Selfiesticks auf Motorrädern für gemeinsame Fotos angehalten. „Hello Mister! Selfie, Selfie?“ Alles nur für Facebook, Instagram und Co. Langsam bekamen wir eine Vorstellung davon, wie sich anfühlen muss, berühmt zu sein. Dies in einem Masse, von dem manch ein Promi nur träumen kann! Endlich Superstar! … das wollten wir nie sein.

kids auf truck

Ganze Lastwagenladungen mit Schulkinder drehen bei unserem Anblick durch. Jede Bewegung in der Abfahrt, ein Ducken etwa, wird mit euphorischem Gejubel quitiert!.

family rini

Sobald wir anhalten werden Familien zusammen getrommelt…

mädels

…und lange geübte, oft ungeahnte Posen werden zum Besten gegeben.

Unsere zweitletzte Etappe zur Küste führte über die Berge und durch den Kerinci Nationalpark, einem Urwald um den gleichnamigen Vulkan. Dass hier Sumatra Tiger und Unmengen seltener, oft endemischer Vögel leben, liess man uns bereits im Vorfeld wissen — gesehen haben wir leider weder noch. Dafür wurden wir mehrmals fotografiert und erhielten einmal das Angebot zum Islam zu konvertieren und, so schlossen wir aus den Gesten, durch heiligen Krieg in den Himmel zu gelangen. Wir lehnten ebenso dankend ab, wie wir 2009 in Uganda inmitten von Tränengas und Gebrüll das Angebot eines Motorradtaxi-Fahrers ausgeschlagen hatten, Waffen zu ergreifen und uns am Sturz des Präsideten zu beteiligen. Ist einfach nicht unser Ding.

Was Natur und Strasse betraff, gehören die 45 Kilometer durch den Dschungel des Kerinci Nationalparks bisher zu unseren absoluten Favoriten in Sumatra. Die Strasse, für Autos unglaublich schlecht, war für uns der reinste Spielplatz. Ein Spielplatz in unglaublicher Naturkulisse, zwischen Urwaldriesen, Farnen, Blumen und Motorroller.

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Im Kerinci Nationalpark entdeckten wir keine Tiger, dafür Blumen.

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Lichtet sich das Blätterdach, erhaschen wir Ausblicke auf den Ur-alten-Wald.

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So schlecht die Strasse für Autos ist, uns macht sie umso mehr Spass.

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Trotz Konzentrazion auf. die Strasse entdecken wir am Strassenrand immer wieder seltsames… Solches!

Endlich an der Küste gewann die Erschöpfung Überhand und Robin lag drei Tage mit einer Bauchinfektion in einem Hotelzimmer in Mukomuko, einem kleinen Nest mit Tsunami-Warnschildern und eigenem Flughafen. Als am Nachmittag des ersten Tages das Fieber Malaria-verdächtige Höhen erreichte, erfuhr Daina auf Nachfrage, dass das nächste Spital 20 Kilometer entfernt sei. Taxis gebe es aber keine. Ganz schlecht. Doch wer hatte da wohl zufällig eine Feier im selbigen Hotel? Die Polizei, komplett mit eigener Ärztin! Schnell erhielten wir Besuch von einer Horde Polizistinnen, die alle eimal sehen wollten, wie bleich den ein kranker Buleh wohl noch werden kann. Eine davon war scheinbar die Ärztin. Sie nahm jedenfalls den Blutdruck, führte die nötigen Untersuchungen durch — auch drücken am Schienbein durch mehrere der Anwesenden gehörte dazu — und stellte schliesslich die Diagnose. Die entsprechenden Medikamente gab es dann gleich mit dazu. Hat funktioniert. Danke, Polisi!

Singapur & Indonesien | nach Sumatra

 

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März 2016
11 Tage, wovon 5 im Sattel
430 km gefahren
Temperatur: heiss! (knapp unter 40°C)

Singapur – Asien light
Fähren fahren – von Singapur nach Sumatra
Sumatra – erste Meter, erste Eindrücke
“Hello Mister, Hello Mister!
immer im Mittelpunkt – ungebremste Aufmerksamkeit

 

ROUTE | Singapur – (Fähre) – Harbor Bay, Batam – Sekupang, Batam – (Fähre)  – Dumai – Duri – Kandis – Simpang Petapahan – Bankinang – Pangkalan – Bukittingi

 

Es lag frischer Schnee, als wir am 9. März 2016 bei 10 Grad unter Null, früh morgens die Haustüre hinter uns abschlossen. Ein Flug und 16 Stunden später, schlugen uns in Singapur morgens um 7 Uhr bereits motivierte 28 Grad entgegen. Die eigenartige Visapolitik der chinesischen Botschaft in Zürich hatte uns kurz vor Antritt der geplanten Reise nach China gezwungen, total umzustellen. Klappe auf, Südostasien!

Drei Tage lang schlurften wir durch Singapurs saubere Strassenschluchten, Märkte und Gassen und wurden dabei von Klimaanlagen immer wieder auf angenehme Betriebstemperaturen heruntergekühlt. Yong und SK, die beiden jungen Inhaber der „Tree Inn Lodge“ (wo wir uns einquartiert hatten) waren nicht nur beste Gesellschaft, sie verfügen auch über ein enormes Know-How in Sachen Radreisen in ganz Asien. Dies ist Südost-Asiens „Radreise Ground Zero“, für uns ein Glückstreffer und ein hervorragender Reisebeginn.

Aus Singapur brachte uns eine kleine Fähre in knapp einer Stunde nach Batam, einer vor Singapur gelegenen Insel. Aus Sicherheitsgründen musste dazu unser gesammtes Gepäck geröngt werden – sowohl beim Check-In für die Fähre, als auch nochmals vom Indonesischen Zoll. „Selamat Datang di Indonesia“, Herzlich willkommen in Indonesien. So stand es wenigstens geschrieben, die Zöllner sahen dies nicht ganz so, mussten sie doch die Playstation beiseite legen um zu erörtern, aus welchem Land wir wohl kämen. Am Ende liess man uns einreisen, gewährte uns 60 Tage Aufenthalt (dazu waren wir laut unseres im Vorfeld bezogenen Visums auch bemächtigt) und wir durften unsere ersten Kilometer auf indonesischem Boden zurücklegen – im Regen. Auf die Frage, ob es denn um diese Jahreszeit oft regne, sagte man uns: „Nein, nie.“…..hmmm, dann war es an der Zeit, dass wir kamen!

Eine weitere Fähre, diesmal indonesischer Standard (und auch Preis), brachte uns tags darauf in acht Stunden nach Dumai in Sumatra. Unsere Räder waren schon ganz kribbelig und nach einer Nacht im Hotel (auch hier nun indonesischer Standard, erkennbar an Zigarettenstummeln unterm Bett) durften sie dann endlich loslegen. Lasset die Spiele beginnen!

 

Unsere Fähre spuckt uns am Pier in Dumai aus, während das Gedränge zum Einsteigen bereits tobte.

 

Hello Mister! Bereits auf unseren ersten Metern auf Sumatra kommen wir ins Gespräch!

 

Im grössten muslimischen Land der Erde ist eine Moschee nie weit. Ob hier im Zentrum von Bangkinang…

 

 

 

 

Was die Hitze schon ankündigt hatte, lauert mitten im Aufstieg. Einmal mehr überqueren wir den Äquator.

 

 

Die Hitze verwandelte uns bereits am ersten Tag in rotarmige Krebse und sobald bei einem Stop der Fahrtwind ausblieb versuchten unsere Körper, in möglichst kurzer Zeit, möglichst grosse Mengen an Flüssigkeit auszustossen. Das Ergebniss war wohl erbärmlich anzusehen, daran (oder an die Temperaturen) würden wir uns aber wohl gewöhnen. Vorläufig blieb uns nichts anderes übrig, als die grösste Mittagshitze im Schatten auszusitzen, regelmässige Pausen einzulegen und viel, viel, ja wirklich viel zu trinken und zu tropfen.

 

Fruchsäfte in allen Farben spenden Kraft . Dieser hier wurde aus der Drachen-Frucht (Buah Naga) gewonnen.

 

„Pop Mie“ – Fertignudeln warten überall darauf, mit heissem Wasser aufgegossen und geschlürft zu werden. Nein, nicht das Bild, sondern die Nudeln stehen auf dem Kopf

 

Täglich schlürfen wir unser treffend benanntes Lieblingsgetränk „Tehbotol“ (süsser Eistee) und „Kopi Susu“ (mit viel Kondensmilch gesüsster Kaffee).

 

 

 

Weniger gewöhnungsbedürftig war überraschenderweise der Verkehr. Trotz etwas unbedachtem Überholverhalten (in Indonesien wird positiv formuliert) etwa in unübersichtlichen Kurven oder über Kuppen, behandelte man uns respektvoll und hielt Abstand. In den ersten Tagen immerhin. Unsere Hoffnung, ungeteerte Nebenstrassen anzutreffen, wurde bereits früh im Ansatz zerschmettert, zusammen mit der Gewissheit, dass alle auf unserer Karte (oder auf Google Maps) eingezeichneten Strassen existieren. Trotzdem fanden wir unseren Weg nach Bukittingi – wenn auch nicht den, welchem wir uns zurechtgelegt hatten.

 

Diese futuristisch anmutenden Kehren suchen in Sumatra wohl immer noch ihres Gleichen.

 

Meistens schlängelt sich die Strasse durch Palmen-Plantagen zur Ölgewinnung (nein, nicht im Bild). Je mehr wir an Höhe gewinnen, umso mehr nehmen Reisfeldern (im Bild) die Überhand.

 

Mal sind sie trocken und in Terassen angelegt…

 

…mal nass in der Ebene gelegen.

 

All dies wurde jedoch von den Menschen in den Schatten gestellt. Sie begegneten uns mit einer Herzlichkeit, Offenheit und Neugier, dass wir aus dem Staunen tagelang nicht mehr herauskamen. Wobei die Neugier und die uns geschenkte Aufmerksamkeit oft peinliche Ausmasse annahm. Mittagspausen wurden von Fragen und Foto-Sessions dominiert, Neugierige fuhren auf Scootern neben uns her um mit uns zu plaudern und mehr als einmal wurde dabei ein sanfter Hinweis auf nahenden Gegenverkehr notwendig. Äusserster Beliebtheit erfreuten sich gemeinsame Fotos und wir wurden sogar während der Fahrt von Motorrädern aus dafür zum Anhalten gebeten, was wir auch taten. Natürlich fehlten oft auch staunende oder winkende Kinderhorden nicht und auf manchen Strecken rief sprichwörtlich vor und auch aus jedem Haus (!) mindestens jemand „Hello Mister“. Da wurde das Antworten, besonders in Kombination mit Hitze und anstrengenden Steigungen, oft zur Herausforderung.

 

 

Kaum sind die beiden „Buleh“ (Ausgebleichte) mit ihren Sepeda (Fahrrädern) im Dorf, werden sie auch schon von Kinderhorden umstellt..

 

 

 

 

Als wir eines Abends unser Nachtlager im Schulzimmer einer Sekundarschule aufschlugen, ging dies so weiter. Natürlich wollten die freundlichen Nachbarn mit Kind und Kegel diese beiden „Bulehs“ (Ausgebleichten) betrachten. So schön dies und die Gespräche mit unserem Brocken-Indonesich (Ja, wir arbeiten daran) waren, war dies nach einem Tag im Sattel unter Sumatras fieser Sonne auch ganz schön anstrengend und wir erwachten am nächsten Morgen erschöpfter, als wir am Abend ins Bett gegangen waren. Dies könnte auch damit zu tun gehabt haben ,dass wir vor dem Eintruddeln der Schüler weg sein wollten.

 

 

 

Am nächsten Abend dann neuer Ort, selbes Muster, als wir auf dem Gelände der Indonesischen Elektrizitätswerke in einem verlassenen Bürogebäude campieren durften. Wiederum wurden wir rührend aufgenommen und plauderten stundenlang mit dem Personal. Nachdem wir gekocht hatten, statteten uns dann noch gefühlte 50 Anwohner einen Besuch ab – ein ständiges Kommen und Gehen. Ein freundlicher junger Mann brachte uns sogar zwei Portionen „Nasi Goreng“ (gebratener Reis), da Spaghetti (die wir bereits gegessen hatten!) ja wohl nichts richtiges wäre und nur Reis uns die nötige Energie liefern könne! Wer könnte da ablehnen? Alles so unglaublich, dass wir danach mit prallvollen Bäuchen noch lange lachend und überwältigt im Zelt lagen.

 

 

Indoor-Camping im alten Bürogebäude der Elektrizitätsgesellschaft. perfekt.

 

Bezaubert von Sumatras Schönheit, erschöpft von dessen Klima und begeistert von dessen Menschen erreichten wir schliesslich nach fünf Rad-Tagen und 430 Km das, zwischen Vulkanen in den Bergen gelegenen Bukittingi. „Hello Mister! Hello Bukittingi!“