Dubai UAE | Stadt, Sand und Dünen

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November / Dezember 2018
6 Tage im Sattel + 2 Tage in Dubai
338 km, 1’650 Höhenmeter

Dubai – Überraschend Indisch
Vereinigte Arabische Emirate – Von Emirat zu Emirat
Wüste – Sand, Dünen, Skorpione

ROUTE | Dubai (UAE) – Al Awir Falajal Moalla– Al Biyata – Tawyen – Al Jaroof – Wadi Sidr –Masafi– Sifi – Wadi Al Helo– Hatta – Hatta Border UAE / OMAN Mehr zur Route hier

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GEFAHRENE ROUTE | Dubai, UAE – Hatta Border, Grenze Oman (Wir sind die Route komplett gefahren. Die Lücke bei Hatta entstand durch Fehler bei der Aufzeichnung.) GPX- /KML-Download hier

Dubai | Ab in die Wüste

Nach Dubai zu gelangen war mit ‚Oman Air‘ (Zürich – Maskat – Dubai) nicht schwierig gewesen. Die Stadt zwischen Meer und Wüste aber wieder zu verlassen war umso schwieriger. Stundenlang suchten wir unseren Weg aus einer Stadt heraus, die offensichtlich nicht für Fussgänger oder gar Radfahrer konzipiert worden war. Immer wieder scheiterten wir an mehrspurigen Autobahnen, Autobahnbrücken und unüberquerbaren Leitplanken. Erst nach Sonnenuntergang erreichten wir den Stadtrand. Und endlich stand unser Zelt zwischen dunklen Dünen im weichen Sand.

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Wüstenschiffe mal anders. Wir sind bereit, wissen in diesem Moment aber noch nicht, dass wir den Stadtrand erst lange nach Einbruch der Dunkelheit erreichen werden.

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Blick zurück nach Dubai, stunden später.

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Welcome to Dubai! Schönes Erwachen zwischen den Dünen.

Die auf der Arabischen Halbinsel am Persischen Golf gelegenen ‚Vereinigten Arabischen Emirate‘ sind ein Zusammenschluss von sieben Emiraten, darunter Abu Dhabi, Dubai, Sharja und Ras-al-Khaimah. Während sich die Städte wie Perlen an der Küste entlang des Persischen Golfs aufreihen, beginnt bereits wenige Kilometer landeinwärts die ‚Rub Al-Chali‘, die grösste Sandwüste der Erde.

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Bereits am zweiten Tag rollen wir über sandige Pisten, keine 100 Km von Dubai entfernt.

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Passt der Reifendruck? Noch nicht…

Sandige Pisten dem heissen Asphalt vorziehend, wühlten wir uns zwei Tage lang durch die von Highways durchzogene Wüste nordwärts. Abseits der Strassen folgten nach vereinzelten Dattelplantagen und Kamelfarmen bald nur noch endlos erscheinende Dünenfelder. Dabei orientierten wir uns grob an einer von @paulrobida (lostandcurious.com) mittels aufwändiger Recherchen und mehrmaliger Befahrung entworfenen 4×4-Route durch die Emirate. Während Paul grosse Umwege zu Dünenfeldern und Allrad-Paradiesen in Kauf nahm, pickten wir nur einzelne Abschnitte heraus und verbanden sie mittels selbst recherchierten Tracks. Wir wussten ja noch nicht, ob der weiche arabische Sand für uns überhaupt befahrbar war. Die riesigen, unverspurten Dünenfelder waren es definitiv nicht.

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Wir sind nicht in Eile und nehmen uns Zeit für Kamele, Käfer und Dünen.

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Pause.

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Wo vorher nichts war, steht plötzlich ein Kamel – oder ein bepackter Radfahrer. Kommt ganz auf die Perspektive an.

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Auch wenn der Druck stimmt, sobald es steil wird, wird gestossen.

Abgesehen von einer etwas merkwürdigen Begegnung mit einem Arbeiter in einem Geländewagen, begegneten wir abseits des Asphalts nur wenigen Menschen. Und wenn, dann brausten sie in verdunkelten Geländewagen an uns vorbei.
Besagte Begegnung mit dem Arbeiter im Geländewagen aber verlief anders: Neben uns herfahrend, verhörte er uns regelrecht. Er wollte etwa genau wissen, wo wir welche Werkzeuge eingepackt haben, ob und wo wir die Pumpe hätten. Dann referierte er aus dem fahrenden Auto heraus über die richtige Stellung des Fusses auf den Pedalen und deren Auswirkung auf die entsprechenden Bänder der Füsse – und schliesslich gab er uns noch eine Lektion in Sachen Reifendruck: Er solle so hoch sein, um den Reifen nicht gegen die Felge zusammenzudrücken und zu zerstören, aber trotzdem tief genug, um möglichst breit durch den feinen Sand zu rollen.

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Jede Möglichkeit im Schatten zu stehen wird geschätzt!

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Wo Pisten auf Highways treffen: Kühle Getränke bei indischen Ladenbesitzern.

Mit schwammig-weichen Reifen rollten wir fortan durch den weichen Sand. Doch trotz des optimalen Reifendrucks von unter einem Bar (!) erkannten wir bald unsere Grenzen. Abseits der Off-Road-Pisten war kein Vorwärtskommen. Dafür waren unsere Reifen immer noch zu schmal. Der beherzte Versuch der Durchquerung eines Dünenfeldes scheiterte bereits nach wenigen hundert Metern an der Erkenntnis, dass wir die Räder samt Ausrüstung auf den steilen, weichen Dünen fast ausschliesslich hätten tragen müssen – es wäre an dieser Stelle nur 5 Kilometer breit gewesen.

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Ab in die Wüste.

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Dieser arabische Dickschwanz Skorpion wollte sich bei Sonnenuntergang unter unser Zelt schleichen – er wurde erwischt.

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‚Locals‘ unter sich.

Nach zwei Tagen im Emirat ‚Ras al Khaimah‘ zog sich die Wüste um uns herum nach und nach zurück. Bald zeichneten sich in der Ferne die steilen Ausläufer der ‚Al Hajar‘-Berge ab. Dieser Gebirgszug erstreckt sich sichelförmig, über hunderte Kilometer entlang des Golfs von Oman. Und am anderen Ende wartete Maskat, die Hauptstadt des Oman auf uns.

Einmal in den Bergen lernten wir aber auch eine geteilte Welt kennen, eine Welt von ‚drinnen‘ und ‚draussen‘, von Armut und Luxus: Während Gastarbeiter aus Indien, Bangladesch, Pakistan und Afghanistan ihre Arbeit ‚draussen‘ in Bergwerken, auf Dattelplantagen, in Autowerkstätten oder in einfachen Imbissbuden verrichteten, schienen sich die Einheimischen ‚drinnen‘ förmlich in ihrer klimatisierten Welt aus protzigen Häusern, hohen Mauern und grossen SUV zu verkriechen. Diese mussten sie selbst zum Einkaufen nicht verlassen: Man fuhr beim Laden oder Restaurant vor, hupte, und schon kamen die Arbeiter oder Kellner unterwürfig angerannt, nahmen Bestellungen auf und reichten das Bestellte kurz darauf durch die gespiegelt Fensterscheiben.

Wir zogen die Welt ‚draussen‘ vor, abseits von Asphalt und Klimaanlagen fühlten wir uns in ausgetrockneten Wadis (Flussläufen) und felsigen Pfaden wohl und erlebten dabei eine Seite der arabischen Halbinsel, wie wir sie niemals vermutet hätten.

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Schlamm anstatt Staub: Regen in den Bergen von Sharjah.

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Ride on! Der Regen hält einen Tag an, doch weder wir noch dieser afghanische Gastarbeiter lassen uns den Spass verderben!

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Manche verstecken sich und sind trotzdem neugierig.

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Andere starren unverhohlen.

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Wo die Wüste langsam in die Berge übergeht.

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Auch auf dem Land wird gebaut. Mitten in den Bergen werden kleine weisse Dörfer mitsamt Infrastruktur (etwa Schulen) aus dem Boden gestampft.

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Wir verbringen die Nächte an idyllischen Plätzen.

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Nach sechs Tagen im Sattel verliessen wir immer noch ungeduscht die Vereinigten Arabischen Emirate.

In der ‚draussen‘-Welt schien es auch auf der Arabischen Halbinsel hin und wieder zu regnen. Der Regen – bei jedem unserer Wüstenbesuche bisher anscheinend unvermeidlich – erwischte uns diesmal am vierten Tag, bereits in den Bergen. Doch wir hatten aus unserer Springflut-Erfahrung in der Mongolei gelernt. Wir stellen unser Zelt, bereits bei Dunkelheit und nur wenige Meter von der Strasse entfernt aber unsichtbar, an der höchsten Stelle eines Grabens auf. Als am frühen Morgen der Regen einsetzte sassen wir innert Minuten mitten in einem Fluss auf dem Trockenen.

Nach sechs Tagen im Sattel verliessen wir die Vereinigten Arabischen Emirate staubig und ungeduscht – aber mit einem Lächeln im Gesicht. Wir waren bereit für den Oman!

Mehr dazu im nächsten Blogpost.

Slideshow: Alle Bilder in der Galerie zum Anklicken.

Georgien | im Grossen Kaukasus

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Juli 2018
8 Tage, davon 2 Ruhetage
663 km, 24’180 gestiegene Höhenmeter

Tusheti wild und ‚abgelegen‘
Abano Pass hinein und zurück
Atsunta Pass wenn aufgeben Sinn macht
Planänderung Hike-a-Bike über den Sazele-Pass
Georgische Heerstrasse überholt und abgedrängt

ROUTE | Matsimi (Grenze Azerbaijan) – Lagodekhi- Kvareli – Pshaveli – Abano-Pass 2926m (nordwärts) – Omalo (Tusheti NP) – Verkhovani – Nakaitcho-Pass (bike-hike) – Dartlo – Girevi – Atsunta-Pass – Girevi – Dartlo – Omalo – Abano-Pass (südwärts) – Pshaveli – Akhmeta – Tianeti – Roshka – Sadzele-Pass, 3087m (bike-hike) – Juta – ‚Georgische Heerstrasse‘ (Kreuzpass, 2379m) – Tbilisi (Tiflis) | Mehr zur Route hier.

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ROUTE | Lagodekhi – Tbilisi (von Osten her gefahren)   skalierbare Karte und GPX-Download hier

Georgien | die Rückkehr

Wir sollten in unserer Vorfreude auf die Rückkehr nach Georgien nicht enttäuscht werden. Bereits wenige Meter nach der Grenze bekam Daina von einer Frau Pflaumen in die Hand gedrückt und nur zwei Kilometer weiter wartete eine Feuerstelle im nahegelegenen Nationalpark als fantastisches Nachtlager auf uns.

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Schönes Willkommen bei der Einreise aus Azerbaijan.

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Campen beim Eingang zum Matsimi National Park, direkt an der Grenze zu Azerbaijan.

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Die Kakheti Region, im Westen Georgiens.

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Wegen eines verdorbenen Hotdogs, dem man seine üblen Absichten eigentlich hätte ansehen müssen, verbrachten wir 2 Tage in einem Hotel in Kvareli . Die Besitzer kümmerten sich rührend um ‚Guulllllli‘, wie sie Daina nannten. Gulli bedeutet auf georgisch Herz.

Doch so schön die erste Nacht beim nächtlichen Heulen der Schakale im ‚Lagodekhi Nationalpark‘, direkt an der Grenze zu Aserbaidschan, war, der eigentliche Grund für unsere Rückkehr nach Georgien blieben die Berge. Insbesondere wollten wir ‚Tusheti‘ erkunden. Diese abgelegene und im Winter über Monate von der Aussenwelt abgeschiedene Region reizte inmitten von unzugänglichen Bergen mit Pferdepfaden und wilder Natur. Direkt an der Grenze zu Russland liegt sie hinter hohen Pässen an der Grenze zu Dagestan und Tschetschenien in den Bergen des Grossen Kaukasus.

Tusheti | der Grosse Kaukasus

Tusheti liegt nicht eben am Weg und ist schwer zu erreichen. Die einzige Strasse führte über den 2936 m hohen Abano-Pass, dem ‚Tor‘ zu Tusheti. Wir erhielten bereits einen Vorgeschmack darauf, was tiefer in den Bergen und während einem Grossteil des Aufstiegs im Nebel versteckt auf uns wartete. Doch bereits beim Aufstieg zum Abano-Pass begann es zu regnen und in den folgenden beiden Tagen versanken die Berge und Pfade des ‚Tusheti‘ National Parks in Regen und Schlamm. An Weiterfahrt war nicht zu denken und nach einer Nacht im Zelt nahe des ‚Hauptortes‘ Omalo suchten wir Unterschlupf auf dem Balkon eines Guesthouses.

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Vom tropischen 400 MüM windet sich die Strasse zum Abano Pass endlos die steilen Flanken hoch.

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Die Piste ist durchwegs gut fahrbar, aber nur im Sommer geöffnet.

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Höher oben zieht Nebel auf, Regen kommt und geht.

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Blick zurück, immer schön! Doch der Weg nach oben ist noch weit.

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Die Abfahrt in den Tusheti National Park und nach Omalo lässt uns juchzend ins Tal donnern und überraschte uns mit einem unerwarteten Gegenanstieg von 800 Höhenmetern zum Schluss.

Zwei Tage später, bei den ersten Sonnenstrahlen, bepackten wir unsere Räder. Wir liessen das malerische Omalo und seine Wehrtürme hinter uns und machten uns auf, um erst in einem grossen Loop Tusheti zu erkunden und dann unser eigentliches Ziel und zugleich das grosse Fragezeichen dieser Etappe in Angriff zu nehmen. Der Atsunta-Pass lockte uns schon lange und war mit ein Grund für unsere Rückkehr nach Georgien via Armenien, Iran und Aserbaidschan.

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Frisches Brot direkt vom Bäcker hält uns in Omalo bei Laune.

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Das Dorf Verkhovani nistet sich, typisch für Tusheti, in einen steilen Hang. Die Dörfer sind grösstenteils nur im Sommer bewohnbar.

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Der Aufstieg zum Nakaicho Pass ist schmal und vom Regen durchnässt.

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Irgendwann lassen wir den Wald hinter uns, doch es bleibt steil.

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Nach dem langen Regen wollen alle an die Sonne.

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King of the Hill! In diesem verlassenen Weiler oberhalb von Verkhovani sind wir für eine Nacht die einzigen menschlichen Bewohner.

Doch bereits beim ersten Bike-Hike, von Verkhovani zum Nakaicho-Pass hinauf kamen uns Zweifel. Im steilen und oft ausgesetzten Gelände fanden wir mit unseren Sneakers nur schlecht Halt und stürzten beide mehrmals beinahe in die Tiefe. In Anbetracht dessen, dass wir uns nun auch auf Trampelpfaden für Kühe, Geissen und Schafe und den einen oder anderen Wanderer bewegten, verwunderte dies auch wenig. Und unsere Räder, richtige Panzer und in rauem Gelände nicht zu stoppen, fühlten sich auf diesen schmalen Pfaden und engen Kehren dann eben auch genauso an – sperrig, übergross und über längere Strecken und schwierige Passagen kaum tragbar. Zweifelnd erreichten wir schliesslich die kleine Ortschaft Girevi. Die Etappe über den Atsunta-Pass sollte dann aber noch länger, rutschiger und steiler werden als das, was wir gerade hinter uns hatten, und wir rechneten dafür mit bis zu vier Tagen.

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Um besser vorwärts zu kommen, binden wir unsere Lenker- und Satteltasche zu einem Rucksack zusammen. So kommen wir deutlich schneller voran.

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Blick nordwärts vom Nakaicho Pass. Unter uns wachen Wehrtürme über die Täler und in der Ferne glitzern die hohen Berge Tschetscheniens.

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Etwas höher geht noch, wir steigen von der Passhöhe weiter auf.

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Suchbild: Finde Daina.

Durch die Nähe zu Tschetschenien musste für die Weiterreise bei einem provisorisch erscheinenden Posten des georgischen Zolls eine Bewilligung eingeholt werden. Aufmunternde Geschichten darüber, wie steil und rutschig der Weg über den Pass momentan war, gab es umsonst dazu. Doch weit kamen wir nicht. Bereits nach nur wenigen Kilometern mehreren Stunden wurde uns klar, dass dies keinen Sinn machte. Der Weg, ein schmaler Fusspfad, wand sich durch steile Flanken höher und tiefer ins Tal hinein. Mühsam schoben, hoben, zogen und zerrten wir unsere schweren Räder über unendlich erscheinende Abfolgen von Felsblöcken und -platten. Dabei waren wir immer nur einen Schritt vom Abgrund entfernt. Ein Fehltritt, Stolpern oder Rutschen würde unweigerlich mehrere hundert Meter weiter unten, unschön, enden – im besten Fall nur für eines der Räder. Dieses über die Felsen Navigieren erforderte Geschick. Und leider hatten wir am Vortag den Schlüssel zum Entfernen der Pedale verloren! Nun mussten wir in engen Passagen besonders darauf achten, mit den Pedalen nicht anzustossen, um nicht von Rad und Gepäck in den Abgrund gestossen zu werden. Uns kamen ernsthafte Zweifel. War die Überquerung dieses Passes das Risiko, hier abzustürzen, wert – noch dazu in Turnschuhen?!

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Bereits vor Girevi, dem Ende der Strasse zum Atsunta Pass, haben wir zu schleppen, sind aber noch frohen Mutes.

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Nach passierter ‚Grenzkontrolle‘ sind die Pfade schmal, nur noch wenige Abschnitte fahrbar.

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Zu zweit oder allein stemmen wir die schweren Räder über jedes neue Hindernis. In unseren ‚Sneakers‘ rutschen wir regelmässig ab. Uns kommen Zweifel und schliesslich kehren wir geknickt um. Doch wissen wir, es war die richtige Entscheidung war.

Immer wieder setzten wir uns hin, haderten mit uns und wollten nicht aufgeben. Doch eigentlich wussten wir beide, dass es nur eine Antwort gab: Wir mussten umkehren. Dies taten wir schliesslich und verbrachten den Abend, am Grenzposten in Girevi wieder ‚eingestempelt‘, geknickt und lustlos in unseren Nudeln stochernd, bereits wieder näher bei Omalo.

Sadzele | neuer Pass, neuer Plan

So kam es, dass wir tags darauf den Abano Pass ein zweites Mal überquerten, diesmal in die andere Richtung. Denn bereits hatten wir einen neuen Plan ausgebrütet. Zurück in der ‚Khaketi‘-Region (400-500 MüM), Georgiens Weinanbau-Gebiet, wollten wir in einem grossen Bogen via Tianeti westwärts und wieder hoch in die Berge nach Roshka fahren um von dort über den Sadzele Pass nach Stepantsminda, auch Kasbegi genannt, an der georgischen Heerstrasse zu gelangen. Zurück im Tal fehlten uns nach Roshka knapp hundertfünfzig oft schöne und staubige Kilometer. Doch nun tickte die Uhr: Benötigten wir nach Roshka 2 Tage und für den Pass maximal 2 weitere, so blieben uns nochmals 2 Tage für die Fahrt nach Tiflis (147 km). Dies liess uns dann noch genau einen Tag, die Räder zu verpacken und dann in Kutaisi unseren Heimflug anzutreten. Sollte klappen.

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Blick zurück auf der Abfahrt vom Abano-Pass.

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Nach zwei Tagen im Flachland erreichen wir Roshka und schlagen unser Nachtlager einige hundert Meter oberhalb davon auf. In freudiger Aufregung auf den nächsten Tag.

Im 50-Häuser Dorf Roshka, bereits wieder auf 2000 MüM gelegen, hörten wir auf den Rat eines Ortskundigen und entschieden uns, entgegen unseres ‚ursprünglichen‘ Plans, für den Sadzele-Pass. Im Gegensatz zum nahen, aber etwas höheren Roshka Pass, war der ‚Sadzele‘ aber kein Wanderweg, sondern wurde vor allem von Hirten, Schafen und Ziegen genutzt. Nach einer kalten Nacht wenige hundert Höhenmeter oberhalb des Dorfes, war wieder einmal ‚Hike-a-Bike‘ angesagt Schieben. Der oft kaum sichtbare Pfad hielt uns den ganzen Morgen beschäftigt und belohnte uns mit einer endlosen Abfahrt und einem faulen Nachmittag mitten im Nirgendwo, von hohen Gipfeln umzingelt. Am nächsten Morgen erreichten wir nach wenigen Kilometern eine Ansammlung von Zelten, wo uns von verblüfften, wortkargen Zollbeamten die Einreise zurück nach Georgien genehmigt wurde ausgereist waren wir nie.

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Während nicht weit entfernt Wanderer zum Chaukhi-Pass hoch strömen, wird der Sadzele-Pass eher für die der Landwirtschaft genutzt.

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Man grüsst freundlich, hält seine Hunde zurück und geht seines Weges.

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Am Wegrand aufgefallen.

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Kurz nach Roshka verlassen wir die Strasse und folgen den schmalen Pfaden der Schaf- und Ziegenherden.

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Und bald kommt das Unvermeidliche: Wir schieben.

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Die Serpentinen scheinen kein Ende zu nehmen.

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Wir freuen uns über jedes ‚flache‘ Stück und geniessen das Panorama.

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Die letzten Meter zur ‚Passhöhe‘, bereits in freudiger Stimmung.

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Saddle Pass, 3087 MüM

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Wer hoch schiebt, darf runter fahren wenigstens den grössten Teil.

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Mit einem breiten Grinsen im Gesicht brausen wir Bilderbuch-Trails hinunter.

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Warum zurück in die Zivilisation eilen, wenn man einen letzten Nachmittag, umgeben von hohen Bergen, auf der faulen Haut liegen kann?

Keine Stunde später erreichten wir das Dorf ‚Juta‘. Nun trennten uns noch 160 Km von Tiflis, das meiste davon asphaltiert. Doch ein letztes Schotter-Ass hatten wir noch im Ärmel. Wir wollten vermeiden, uns auf der stark befahrenen Hauptstrasse nach Tiflis zu quälen. Viel lieber wollten wir auf Pisten und Schotter bleiben und uns über bellende Hirtenhunde freuen – mittlerweile hatten wir den Dreh raus.

Auf direktestem Weg (und vor allem auf Schotter!) südwärts fahrend, wollten wir zwei durch einen Pass verbundene,Paralleltäler als Abkürzung nutzen. Allerdings war unklar, ob die Strecke überhaupt befahrbar war wir hatten anderes gehört, von verschütteten Strassen und abgerutschten Hängen es nicht geglaubt und scheiterten nun bereits nach wenigen Kilometern. Und nun, da wir nichts unversucht gelassen hatten, waren wir bereit für den Verkehr. Vor uns lagen 145 Km auf der stark befahrenen ‚Georgischen Heerstrasse‘, seit der ‚Abspaltung‘ von Abchasien und Südossetien von Georgien die einzige Landverbindung nach Russland.

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Zurück auf der ‚Strasse‘ kommt der mächtige Kazbeg (5033 MüM), an der Grenze zu Russland, in Sicht. Wir passieren erste Dörfer und bereiten uns bereits auf den Schwerverkehr vor.

Die Georgische Heerstrasse | neuer Pass, neuer Plan

Doch trotz des Asphalts und starken Verkehrsaufkommens hatte diese strategisch nicht unbedeutsame Strasse ihre Reize. Von hohen Bergen und Gebirgszügen umgeben wand sie sich südwärts, über den malerischen Dschwari-Pass (Kreuzpass, 2379 m) und vorbei an Georgiens Ski- und Heliski-Destination Gudauri, einem aus dem Boden gestampften Resort mit dem Charme von Schuhschachteln inmitten einer atemberaubenden Berglandschaft. Tiflis rückte näher und der Verkehr wurde dichter, doch eine letzte Nacht im Zelt unter Sternen liessen wir uns nicht nehmen. Dann waren wir bereit für die zugegebener Massen etwas sentimentalen letzten 80 Kilometer.

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Nach den ersten Minuten auf der schwerbefahrenen ‚Georgischen Heerstrasse‘ sind wir etwas frustriert. Doch hey, es gilt zu geniessen!

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In der Abfahrt vom Kreuzpass (2379 m) sitzt plötzlich dieses Bauwerk mitten in der Berglandschaft.

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Ringsum und darüber herrscht emsiges Treiben. Touristen aus der ganzen Welt schiessen hier Selfies oder machen Tandemflüge.

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Restaurants, Raststätten: Die Vorzüge einer Hauptstrasse.

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Und wir!

Tiflis | Heimreise

Beim Hauptbahnhof wo Essen, Metro und abgrundtiefes Elend nicht weit ist fanden wir ein kleines Hotel mit Zimmern gross genug für unsere Räder und einem Preis tief genug für unsere Vorstellungen (21 €/Nacht mit Küche und mörderischem Geschrei). Dank dem einkalkulierten Reserve-Tag blieb uns neben der (obligatorischen) Suche nach flugfähigen Fahrradkartons und der fachgerechten Zerlegung und Verpackung der Räder auch Zeit für anderes. Für Essen zum Beispiel – denn unsere körperlichen Reserven waren aufgebraucht!

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Entlang der Heeresstrasse zieht eine Sehenswürdigkeiten nach der anderen vorbei, ladend zum Halten und Verweilen. Die Touristen sind in Scharen da. Wir verweilen bei ein paar Tassen Kaffee, beobachten das Treiben, raten Nationalitäten und blicken auf die Reise zurück.

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Tiflis, wir sind zurück!

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Im Taxi durch Tiflis. Mit Sack und Pack und (verpackten) Rädern im Kofferraum treten wir die Heimreise an. Kopf und Herz voller Bilder! ნახვამდის, auf Wiedersehen Georgien, Deine Berge, Deine Menschen!

Und hier die Bilder in der Galerie zum Anklicken: