Albanien, Kosovo, Nordmazedonien | Von Meer zu Meer

  • Oktober 2023
  • 12 Tage (11 im Sattel)
  • 602 Kilometer
  • 6’620 Höhenmeter

Route Wägiletour Teil 3

ROUTE ‚Wägiletour, Teil 3 auf Komoot

Inhalt

Montenegro — gestrandet in Bar

Albanien — gekommen um zu bleiben

Kosovo — Albanien, aber anders

Nordmazedonien — der Herbst ist da

Griechenland — zurück in der EU

Gestrandet in Bar

Mit einem Nachmittag im Krankenhaus und einer Infusion für Nayeli (Kostenpunkt 35 €) war es leider noch nicht getan. Kaum zurück aus dem Spital erkrankte auch Daina. Robin tat es ihr in der Nacht gleich. Und so verbrachten wir insgesamt 10 Tage in Bar, während denen wir uns mit Spaziergängen, Einkäufen sowie Krankheitszuständen und -Symptomen abwechselten. Montenegro wollte uns einfach nicht gehen lassen.

Albanien

Am 10. Oktober fühlten wir uns schliesslich fit genug, die verbleibenden 35 km zur albanischen Grenze in Angriff zu nehmen. Am Grenzübergang angekommen händigten wir dem Zöllner die Pässe aus und erhielten diese kurz darauf von einem anderen Zöllner zurück. Dass wir damit nicht nur Montenegro verlassen, sondern auch gleich Albanien betreten hatten, merkten wir erst, als wir wieder auf unseren Rädern sassen. Denn anstatt, wie zwischen den Grenzposten üblich, von leerem Niemandsland, wurden wir von einem albanischen Café-Besitzer begrüsst: «Welcome to Albania, very cheap, 2 Coffee 1 Euro!»

Zehn Kilometer weiter, in der lebendig wuselnden Stadt Shkoder, gönnten wir uns erschöpft ein Zimmer und erkundeten die Stadt. Diese erinnerte uns mehr an Aserbeidschan und den Kaukasus als ihre balkanesischen Nachbarländer. Wir waren begeistert.

Unsere Zeit in Albanien war jedoch zu kurz. Wir waren noch nicht kräftig genug, um die vielen tausend staubigen Höhenmeter, welche wir uns in Albanien erhofft hatten, in Angriff nehmen zu können. Deshalb standen wir nach nur vier Tagen bereits an der Grenze zum Kosovo.

Dazwischen lagen Strassen in allen erdenklichen Zuständen, eine Fährüberfahrt über den fjordähnlichen Koman-Stausee (albanisch: Liqeni i Komanit) und Unmengen geschenkter Süssigkeiten. Diese erhielt Nayeli bei jedem Einkauf von den Ladenbesitzern in die Hand gedrückt. Nayeli freute sich! Unsere Begeisterung für diese lieben Gesten hielt sich jedoch sehr in Grenzen. Wir sahen jeweils bereits die dunklen Wolken des unvermeidlich folgenden Zuckerschubs am Horizont aufsteigen.

An der Grenze zum Kosovo bei Bajram Curri wurden wir von kosovarischen Grenzbeamten enthusiastisch begrüsst und eingestempelt. Den albanischen Zoll hingegen interessiert es nicht, wer ausreist. Keine Kontrolle, kein Ausreisestempel. Offiziell sind wir wohl immer noch dort und das bleibt auch so!

Kosovo

Der Kosovo empfing uns mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages und wir fanden, kurz bevor es ganz dunkel wurde, unseren ersten Nachtplatz im Kosovo: Wir durften unser Zelt hinter einer Tankstelle aufschlagen, mit den Vorzügen einer Bäckerei auf der anderen Strassenseite. Nayeli liebte beides! Die Bäckereien im Kosovo hatten meist eine hervorragende Auswahl und, wie meist in (grösstenteils) muslimischen Ländern der Fall, einen hohen Anteil an süssem Gebäck. Letzteres ein gutes Argument, das Land mit dem Rad zu bereisen.

Auch im Kosovo waren die Menschen ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Autofahrer erkundigten sich, ob wir Hilfe brauchen. Passanten machten Umwege um uns ihre Hilfe anzubieten und generell spürten wir, dass die Menschen den Besuchern ihr Land von seiner besten Seite präsentieren wollten. Trotzdem war der weiterhin schwelende Konflikt zwischen der Albanisch stämmigen Mehrheit und der serbischen Minderheit in gewissen Teilen nicht zu übersehen. Wir wurden vor serbischen Dörfern gewarnt oder auf Ortstafeln war entweder der albanische oder der serbische Name übersprayt. Trotzdem fühlten wir uns sicher und sehr, sehr willkommen. Einzig das Verkehrsverhalten war, im Einklang mit den Nachbarn im Norden, Westen und Süden, oft grenzwertig. Ein gutes Argument, das Land mit dem Rad nur auf Nebenstrassen zu bereisen.

Nordmazedonien

Nordmazedonien begann, wie der Kosovo aufhörte: Als hüglige, mit Minaretten und kleinen Dörfern gespickte Landschaft mit freundlichen Menschen. Und doch fühlte es sich, wie so oft bei Nachbarländern, bereits direkt nach der Grenze anders an. Wobei die Unterschiede sehr fein und nur schwierig festzumachen waren.

Bereits am Abend nach unserer Einreise erreichten wir Skopje, die Hauptstadt. Und nochmals war alles anders, städtischer eben und merklich weniger albanisch geprägt als die Region an der Grenze.

Unser Tag in Skopje entpuppte sich als 100% Regentag und der Weg südwärts als wenig aufregend aber trotzdem schön. Mittagessen auf Dorfplätzen oder  Autobahnraststätten, endlose Hauptstrassen oder holprige Schotterpisten und ein geschlossener aber doch geöffneter Campingplatz am Dojran-See direkt an der Grenze zu Griechenland. Was wollte man mehr.

Griechenland

Der Wiedereinritt in die EU-Atmosphäre lief dann eher nüchtern ab. Das warme Griechenland liess noch auf sich warten. Unsere erste Nacht campierten wir auf einem verwilderten Picknickplatz zwischen zwei Hügeln nahe des kleinen Städtchens Kilkis. Die Nacht war klar und das Tal ruhig, verlassen und idyllisch. Da wirkte morgens um 3 Uhr der schrille Klang einer Auto-Alarmanlage in unmittelbarer Nähe dann doch etwas ungemütlich. Eine Woche später hörten wir den genau gleichen Lärm mitten in einem Naturschutzgebiet. Er kam von einem Vogel.

Tags darauf erreichten wir die Hafenstadt Thessaloniki und standen, 12 Tage und 600 km nach unserem mühevollen Aufbruch aus Bar in Montenegro, wieder am Meer — diesmal an der Ägäis.

Ein Kommentar zu “Albanien, Kosovo, Nordmazedonien | Von Meer zu Meer

  1. wow, ihr seid einfach unglaublich !! so viele tolle geschichten, so schön geschrieben – und so wunderbare bilder dazu. inspiration und erinnerung ans paradies, das in uns allen steckt !

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