Honduras | gescheiterter Staat

ca. 140 Kilometer / 4 Tage

Route: Goascoran (Grenze El Salvador) – Nacaome – San Lorenzo – Choluteca – Gausaule / Somotillo (Grenze Nicaragua)

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Honduras, gescheiterter Staat und die Sorgenetappe für viele Panamericana-Radler. Aufgrund des bergigen Landesinneren (wer will sich das als Reiseeinstieg schon antun?), hatten wir uns bereits in Guatemala entschieden, Honduras nicht in seiner ganzen Länge zu duchqueren. So nahmen wir nur mit dessen südwestlichen Ausläufer zwischen El Salvador und Nicaragua vorlieb. Der Ruf des Landes war nicht der beste. Korrupte Polizei, Gangprobleme und Raubüberfälle an der Tagesordnung. Da wir allerdings die beiden grossen Städte Tegucigalpa und San Pedro Sula meiden würden, sollte uns dies weniger betreffen. Kein Grund zur Sorge also. So gingen wir die Grenze (dem Ruf nach schwierig und hektisch) entspannt an. Es würde schon gut gehen. Und dies tat es auch! Ein bisschen freundliches Geplauder auf salvadoranischer Seite und noch mehr davon auf honduranischer… und schwupps, schon winkte man uns freundlich durch und wünschte uns eine gute Reise…. ohne korrupte Forderungen, ohne Schwierigkeiten wegen der Räder, ohne Gepäckkontrolle. Bienvenidos a Honduras!

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So radelten wir so gegen neun Uhr morgens vergnügt und etwas verblüfft über holprigen honduranischen Asphalt. Passanten winkten, Menschen strahlten und alle Kinder waren geschniegelt. Was war los? Hatten wir uns im Datum geirrt und es war Sonntag? Wie sich herausstellte war nationaler Tag der Kinder, also allemal ein Grund sich herauszuputzen und Ballons zu halten. Auffallend aber war die plötzliche Absenz von Stacheldraht- und Elektrozäunen um Häuser und Gärten herum und auch nicht jedes Fenster und jede Tür war mehr vergittert, wie noch vor wenigen Kilometern auf der anderen Seite der Brücke. So schlimm konnte es dann wohl nicht sein.

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Weiterhin ging es durch hügeliges grün und einige wenige kleine Dörfchen aber im Kontrast zum dicht besiedelten El Salvador hat das um ein vielfaches grössere Honduras nur etwa einen Fünftel so viele Einwohner. Dies war deutlich spürbar und so erreichten wir nach teils menschenleeren 30 Km die erste kleine Stadt, Nacaome. Überrascht mussten wir feststellen, dass es in Honduras Löwen und Leoparden gibt – zu unserem Glück (und ihrem grossen Unglück) gehörten sie aber zum Zirkus,  dessen Zirkuszelt im Hintergund stand. Aus den Lautsprechern plärrte es zum Tag der Kinder: „hoy todo los niños gratis!“

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Verlockend…aber wir suchten uns lieber ein Zimmer wo es sich gut aushalten liess und der Besitz nebenan gleich noch Sättel fertigte und reparierte. Das erklärte gleich auch die roten Finger – diese waren uns beim Einchecken gleich aufgefallen. Nacaome war in Feststimmung und vor dem örtlichen Supermarkt wurden mit Eifer Piñatas verhauen und Honduras spielte ein Qualifikationsspiel gegen Panama (im TV). Ein 2:2 trübte die Freude leider etwas. Aber auch hier war bei Einbruch der Dunkelheit Rückkehr hinter Hotelmauern angesagt. Dort blieben wir dann gleich auch noch einen Tag länger, da Dainas Magendarmtrakt von aufständischen Dämonen heimgesucht wurde.

Nacaome

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Zweiter Stopp, etwa 60km weiter und Daina bei besserer Gesundheit, war Choluteca: gösser, lebendiger, auch gutes Essen (sie habens wirklich drauf, die centroamericanos!) und sympatisch.

Hotel in Choluteca

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Auch hier kamen wir immer wieder ins Gespräch mit freundlichen und oft sehr offenen Menschen. Von Fussball über Religion, den Preis unserer Fahrräder, die Mühen des täglichen Lebens bis zu unserer mysteriösen Nicht-Gringo-Herkunft (Gringos sind nur Amis) war alles wurde besprochen. So erfuhren wir zum Beispiel von einem Miguel, dass man ja in Europa vorwiegend Dosennahrung isst. Er wisse dies, weil nach dem Hurrikan Mitch, der Honduras schwerstens zugesetzt hatte, die ganzen Nahrungsmittelhilfe in Dosenform ankam – wir wissen ja auch, dass alle Südamerikaner „el condor pasa“ auf der Panflöte spielen…

Shopping am Strassenrand – kein Dosenfutter

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An unserem 4. Tag in Honduras packten wir wie gewohnt morgens um 6 Uhr unsere 100 Sachen und strampelten die restlichen, hügeligen, knapp 50 km zur Grenze am Rio Guasaule. Honduras war zu uns freundlich, sehr schön und sehr regnerisch, hügelig, grün, lebendig und in Vorfreude auf den bevorstehenden Nationalfeiertag (wie auch in Guatemala, el Salvador und Nicaragua der 15. September) überall mit blau-weiss-blauen Fähnchen bestückt.

Schwerverkehr auf der „Panamericana“

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Pause mit musikalischer Unterstützung

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Und zum Schluss wurden wir freundlichst von den zuständigen Grenzbeamten verabschiedet – mit der Erlaubnis, noch ein Foto von der Grenze zu schiessen.

Grenzrummel in Guasaule – Geldwechsler, Taxis, etc.

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Adios Honduras – Grenzbrücke über den Rio Guasaule

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…und wie gewohnt, zum Schluss die Galerie zum blättern: