- September 2023
- 25 Tage
- 1’148 Kilometer
- 19’330 Höhenmeter
Route Wägiletour Teil 2
Inhalt
Die Küste — wir kommen nicht weg
Bosnien und Herzegowina — sichtbare Kriegsnarben
Die Dinarischen Alpen — jeder Aufstieg lohnt sich!
Montenegro — mehr Berge und geplatzte Pläne
Weg von der Küste
Versehen mit neuen Ketten, einer neuen Schlafmatte für Daina, einer, die die Luft eine Nacht lang halten kann, und weiteren ersetzten Kleinigkeiten wurde es Zeit, die Küste zu verlassen. Weg vom Strand, raus aus der Hochsaison und deren unfreundlichen Wirkung auf die Leute.
Ins Hinterland, genauer gesagt in die Berge Bosniens, wollten wir fahren. Aber kaum kamen wir in der Nähe der Berge, durchkreuzte eine gebrochene Schraube an Robins Sattelklemme unsere Pläne. So standen wir, 3 Tage, 150 Kilometer und 1800 Höhenmeter später wieder zurück auf Feld eins, an der Küste — wenn auch 70 Kilometer weiter südlich.
Der zweite Anlauf, mit neuer Schraube in der Klemme, war dann etwas erfolgreicher. Unsere Reise nahm langsam wieder Fahrt auf, wir erreichten die bosnische Grenze und man gewährte uns Einlass. Doch am Morgen beim Verlassen des Campspots — nicht den mit der grossen Schlange im Gras, sondern jener, welchen wir anschliessend etwas abseits wählten — geschah es. Robins Rad kippte sanft ins Gras. Nach anfänglichem Gelächter wurde uns jedoch klar, dass dabei die Klemmstellen des Vorbaus abgebrochen waren. Dadurch verlor der Lenker jeden Bezug zur Realität, beziehungsweise zur Gabel und damit zum Vorderrad. Kurz, das Rad liess sich nicht mehr lenken. Die Euphorie des Morgens entwich schlagartig und wir sahen uns bereits im Bus zurück nach Kroatien oder ins 250 km entfernte Sarajevo. Mit Ach und Krach schafften wir es einige Kilometer zurück ins nahegelegene Tomislavgrad, wo der eine Fahrradladen ein passendes Teil auf Lager hatte. Der Tag war gerettet!
Bosnien und Herzegowina
Täglich passierten wir unzählige Kriegsruinen, verlassene Häuser oder was davon noch übrig und oft überwuchert war.
In Bosnien waren die Spuren des Krieges, obwohl über 20 Jahr alt, noch allgegenwärtig und sichtbar. Dies hatte sich bereits jenseits der Grenze, an einigen Orten in Kroatien abgezeichnet. Nur allzu oft waren Fassaden sonst intakter Häuser mit Einschusslöchern oder – Kratern übersäht. Doch der Freundlichkeit der Menschen tat dies, ganz im Gegensatz zur Touristen-gefluteten Küste Kroatiens in der Hochsaison, keinen Abbruch. Freundlich gewährte man uns nachts Plätze für unser Zelt, ob hinterm Bauernhof, auf einem nahen Feld oder direkt vor dem Postamt.
Die Dinarischen Berge
Nun waren wir mitten in den dinarischen Bergen und suchten Wege und Strassen, diese zu erkunden, zu durchqueren. All dies am liebsten ungeteert und ohne Verkehr. Zugegebenermassen hohe Ansprüche, welche sich nur durch das Erklimmen vieler tausend Höhenmeter und das Durchbangen einiger Sturmnächte im Zelt erkaufen liessen. Doch es war jeden Tropfen Schweiss wert — unsere Vorstellung von Freiheit eben.
So endete Bosnien und Herzegowina und Montenegro begrüsste uns hinter einer kurzen Holzbrücke. Plötzlich waren die Kriegsspuren verschwunden, aber die Berge blieben und, je weiter wir hoch kamen und uns von den touristischen Zentren entfernten, umso herzlicher waren die Menschen auch hier. Ein Grund mehr, den oft schwierigeren Weg zu wählen.
Montenegro
Die nächste Etappe hätte uns über die grüne Grenze in den Kosovo geführt. Die nötigen Permits waren eingeholt und die Routen geplant. Ein Treffen mit Dainas Eltern (wir mit den Rädern, sie auf dem Motorrad) war im Kosovo vereinbart, als sich die Situation an der serbischen Grenze plötzlich rapide zuspitzte. Also planten wir um und fuhren, wer hätte das gedacht, in einer grossen Schleife durch die Berge. Dass wir dabei stundenlang schieben mussten, tat der guten Laune keinen Abbruch und die Nacht an einem abgelegenen Bergsee war umso schöner. Und so waren wir wenige Tage später, knapp ein Monat nachdem wir diese in Kroatien verlassen hatten, wieder zurück an der Küste. Dort erwartete uns ein freudiges Wiedersehen inklusive Überraschungsgast.
Getrübt wurde die Freude nur dadurch, dass Nayeli zwei Nächte zuvor erkrankte und genau an diesem Tag zwecks Infusion einige Stunden im Krankenhaus von Bar (der Stadt, nicht der Beiz) verbringen musste.