Singapur & Indonesien | nach Sumatra

 

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März 2016
11 Tage, wovon 5 im Sattel
430 km gefahren
Temperatur: heiss! (knapp unter 40°C)

Singapur – Asien light
Fähren fahren – von Singapur nach Sumatra
Sumatra – erste Meter, erste Eindrücke
“Hello Mister, Hello Mister!
immer im Mittelpunkt – ungebremste Aufmerksamkeit

 

ROUTE | Singapur – (Fähre) – Harbor Bay, Batam – Sekupang, Batam – (Fähre)  – Dumai – Duri – Kandis – Simpang Petapahan – Bankinang – Pangkalan – Bukittingi

 

Es lag frischer Schnee, als wir am 9. März 2016 bei 10 Grad unter Null, früh morgens die Haustüre hinter uns abschlossen. Ein Flug und 16 Stunden später, schlugen uns in Singapur morgens um 7 Uhr bereits motivierte 28 Grad entgegen. Die eigenartige Visapolitik der chinesischen Botschaft in Zürich hatte uns kurz vor Antritt der geplanten Reise nach China gezwungen, total umzustellen. Klappe auf, Südostasien!

Drei Tage lang schlurften wir durch Singapurs saubere Strassenschluchten, Märkte und Gassen und wurden dabei von Klimaanlagen immer wieder auf angenehme Betriebstemperaturen heruntergekühlt. Yong und SK, die beiden jungen Inhaber der „Tree Inn Lodge“ (wo wir uns einquartiert hatten) waren nicht nur beste Gesellschaft, sie verfügen auch über ein enormes Know-How in Sachen Radreisen in ganz Asien. Dies ist Südost-Asiens „Radreise Ground Zero“, für uns ein Glückstreffer und ein hervorragender Reisebeginn.

Aus Singapur brachte uns eine kleine Fähre in knapp einer Stunde nach Batam, einer vor Singapur gelegenen Insel. Aus Sicherheitsgründen musste dazu unser gesammtes Gepäck geröngt werden – sowohl beim Check-In für die Fähre, als auch nochmals vom Indonesischen Zoll. „Selamat Datang di Indonesia“, Herzlich willkommen in Indonesien. So stand es wenigstens geschrieben, die Zöllner sahen dies nicht ganz so, mussten sie doch die Playstation beiseite legen um zu erörtern, aus welchem Land wir wohl kämen. Am Ende liess man uns einreisen, gewährte uns 60 Tage Aufenthalt (dazu waren wir laut unseres im Vorfeld bezogenen Visums auch bemächtigt) und wir durften unsere ersten Kilometer auf indonesischem Boden zurücklegen – im Regen. Auf die Frage, ob es denn um diese Jahreszeit oft regne, sagte man uns: „Nein, nie.“…..hmmm, dann war es an der Zeit, dass wir kamen!

Eine weitere Fähre, diesmal indonesischer Standard (und auch Preis), brachte uns tags darauf in acht Stunden nach Dumai in Sumatra. Unsere Räder waren schon ganz kribbelig und nach einer Nacht im Hotel (auch hier nun indonesischer Standard, erkennbar an Zigarettenstummeln unterm Bett) durften sie dann endlich loslegen. Lasset die Spiele beginnen!

 

Unsere Fähre spuckt uns am Pier in Dumai aus, während das Gedränge zum Einsteigen bereits tobte.

 

Hello Mister! Bereits auf unseren ersten Metern auf Sumatra kommen wir ins Gespräch!

 

Im grössten muslimischen Land der Erde ist eine Moschee nie weit. Ob hier im Zentrum von Bangkinang…

 

 

 

 

Was die Hitze schon ankündigt hatte, lauert mitten im Aufstieg. Einmal mehr überqueren wir den Äquator.

 

 

Die Hitze verwandelte uns bereits am ersten Tag in rotarmige Krebse und sobald bei einem Stop der Fahrtwind ausblieb versuchten unsere Körper, in möglichst kurzer Zeit, möglichst grosse Mengen an Flüssigkeit auszustossen. Das Ergebniss war wohl erbärmlich anzusehen, daran (oder an die Temperaturen) würden wir uns aber wohl gewöhnen. Vorläufig blieb uns nichts anderes übrig, als die grösste Mittagshitze im Schatten auszusitzen, regelmässige Pausen einzulegen und viel, viel, ja wirklich viel zu trinken und zu tropfen.

 

Fruchsäfte in allen Farben spenden Kraft . Dieser hier wurde aus der Drachen-Frucht (Buah Naga) gewonnen.

 

„Pop Mie“ – Fertignudeln warten überall darauf, mit heissem Wasser aufgegossen und geschlürft zu werden. Nein, nicht das Bild, sondern die Nudeln stehen auf dem Kopf

 

Täglich schlürfen wir unser treffend benanntes Lieblingsgetränk „Tehbotol“ (süsser Eistee) und „Kopi Susu“ (mit viel Kondensmilch gesüsster Kaffee).

 

 

 

Weniger gewöhnungsbedürftig war überraschenderweise der Verkehr. Trotz etwas unbedachtem Überholverhalten (in Indonesien wird positiv formuliert) etwa in unübersichtlichen Kurven oder über Kuppen, behandelte man uns respektvoll und hielt Abstand. In den ersten Tagen immerhin. Unsere Hoffnung, ungeteerte Nebenstrassen anzutreffen, wurde bereits früh im Ansatz zerschmettert, zusammen mit der Gewissheit, dass alle auf unserer Karte (oder auf Google Maps) eingezeichneten Strassen existieren. Trotzdem fanden wir unseren Weg nach Bukittingi – wenn auch nicht den, welchem wir uns zurechtgelegt hatten.

 

Diese futuristisch anmutenden Kehren suchen in Sumatra wohl immer noch ihres Gleichen.

 

Meistens schlängelt sich die Strasse durch Palmen-Plantagen zur Ölgewinnung (nein, nicht im Bild). Je mehr wir an Höhe gewinnen, umso mehr nehmen Reisfeldern (im Bild) die Überhand.

 

Mal sind sie trocken und in Terassen angelegt…

 

…mal nass in der Ebene gelegen.

 

All dies wurde jedoch von den Menschen in den Schatten gestellt. Sie begegneten uns mit einer Herzlichkeit, Offenheit und Neugier, dass wir aus dem Staunen tagelang nicht mehr herauskamen. Wobei die Neugier und die uns geschenkte Aufmerksamkeit oft peinliche Ausmasse annahm. Mittagspausen wurden von Fragen und Foto-Sessions dominiert, Neugierige fuhren auf Scootern neben uns her um mit uns zu plaudern und mehr als einmal wurde dabei ein sanfter Hinweis auf nahenden Gegenverkehr notwendig. Äusserster Beliebtheit erfreuten sich gemeinsame Fotos und wir wurden sogar während der Fahrt von Motorrädern aus dafür zum Anhalten gebeten, was wir auch taten. Natürlich fehlten oft auch staunende oder winkende Kinderhorden nicht und auf manchen Strecken rief sprichwörtlich vor und auch aus jedem Haus (!) mindestens jemand „Hello Mister“. Da wurde das Antworten, besonders in Kombination mit Hitze und anstrengenden Steigungen, oft zur Herausforderung.

 

 

Kaum sind die beiden „Buleh“ (Ausgebleichte) mit ihren Sepeda (Fahrrädern) im Dorf, werden sie auch schon von Kinderhorden umstellt..

 

 

 

 

Als wir eines Abends unser Nachtlager im Schulzimmer einer Sekundarschule aufschlugen, ging dies so weiter. Natürlich wollten die freundlichen Nachbarn mit Kind und Kegel diese beiden „Bulehs“ (Ausgebleichten) betrachten. So schön dies und die Gespräche mit unserem Brocken-Indonesich (Ja, wir arbeiten daran) waren, war dies nach einem Tag im Sattel unter Sumatras fieser Sonne auch ganz schön anstrengend und wir erwachten am nächsten Morgen erschöpfter, als wir am Abend ins Bett gegangen waren. Dies könnte auch damit zu tun gehabt haben ,dass wir vor dem Eintruddeln der Schüler weg sein wollten.

 

 

 

Am nächsten Abend dann neuer Ort, selbes Muster, als wir auf dem Gelände der Indonesischen Elektrizitätswerke in einem verlassenen Bürogebäude campieren durften. Wiederum wurden wir rührend aufgenommen und plauderten stundenlang mit dem Personal. Nachdem wir gekocht hatten, statteten uns dann noch gefühlte 50 Anwohner einen Besuch ab – ein ständiges Kommen und Gehen. Ein freundlicher junger Mann brachte uns sogar zwei Portionen „Nasi Goreng“ (gebratener Reis), da Spaghetti (die wir bereits gegessen hatten!) ja wohl nichts richtiges wäre und nur Reis uns die nötige Energie liefern könne! Wer könnte da ablehnen? Alles so unglaublich, dass wir danach mit prallvollen Bäuchen noch lange lachend und überwältigt im Zelt lagen.

 

 

Indoor-Camping im alten Bürogebäude der Elektrizitätsgesellschaft. perfekt.

 

Bezaubert von Sumatras Schönheit, erschöpft von dessen Klima und begeistert von dessen Menschen erreichten wir schliesslich nach fünf Rad-Tagen und 430 Km das, zwischen Vulkanen in den Bergen gelegenen Bukittingi. „Hello Mister! Hello Bukittingi!“