Costa Rica | pura vida

670 Kilometer / 24 Tage

Reifenpannen: 0

Route: Peñas Blancas (Grenze Nicaragua) – La Cruz – Liberia – Cañas – Nuevo Arenal – La Fortuna – Venecia – Vara Blanca – Volcan Poás (2574 m.ü.M) – Vara Blanca – Heredia – San José – Turrialba – Cartago – Siquirres – Puerto Limón – Cahuita – Sixaola (Grenze Panama)

Costa Rica, „die Schweiz Zentralamerikas“ empfing uns mit einem professionellen Zollgebäude. Wir durften anstehen um die „Inmigración“ zu passieren und allen anderen wurde zudem ihr Gepäck geröngt, unseres nicht. Dies könnte natürlich daran liegen, dass wir sehr vertrauenswürdig aussehen, oder einfach daran, dass unser Gepäck draussen an den Rädern hing, da wir sozusagen gestaffelt einreisten: Während Robin die Einreiseprozedur hinter sich brachte blieb Daina draussen bei den Rädern und umgekehrt.

Einmal im Land rollten wir plötzlich auf einer vierspurigen, perfekten, leeren Strasse dahin. Welch ein Luxus! …doch zu früh gefreut! Bereits hinter dem nächsten Hügel (ausser Sichtweite der Nicas!) wurde aus der Super-Strasse eine noch-schlechter-als-in-Nicaragua-Strasse. Waren in Nicaragua wenigstens teils noch Randstreifen vorhanden, so waren diese jetzt definitiv weg. Schade eigentlich!

So rollten wir bergauf und bergab, zwischen grossen Lastwagen (links) und einer grünen pflanzlichen Wand (rechts). Das Land war wirklich so grün wie wir es in Erinnerung hatten!

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Costa Rica war ganz klar anders als die vorherigen zentralamerikanischen Staaten: Die Strassengräben waren sauberer, alles schien geregelter, Schaufenster waren an der Tagesordnung, es gab plötzlich richtige Bäckereien (!), Supermärkte en masse und auch die Preise wurden nach oben angepasst. Und noch etwas war anders: Zum ersten Mal mussten wir bei Polizei-Checkpoints unsere Pässe zeigen! Bisher waren wir überall bloss freundlich durchgewunken worden. Denn was soll bei Leuten die mit dem Rad (!) reisen schon zu holen sein?

Die ersten beiden Tage folgten wir brav der Panamericana, auch hier „Carretera Interamericana“ genannt. Diese führte uns und alle Lastwagen durch wechselnde Landschaften: Von Dschungel-grün über Pampa-grün und Reisfeld-grün bis zu Wald-grün war alles dabei.

Mitten im Nirgendwo kam uns dann plötzlich ein Tandem entgegen. Die beiden Schweizer Isabel und Fabian waren per Schiff nach Puerto Limón an der Karibikküste gereist und fuhren nun Richting Norden. Wir hielten am Strassenrand zu einem kleinen Schwatz, tauschten Infos zur Strecke und gleich auch noch Landkarten, „Nicaragua/El Salvador“ gegen „Costa Rica/Panama“. Das Foto der beiden hat sich leider selbst gelöscht!

Am dritten Tag in Costa Rica, zwischen Liberia und Cañas dann etwas Abwechslung: 50km Baustelle! Um nicht unter die Lastwagen zu kommen fuhren wir Zick Zack. Mal 500m frischer, jungfräulicher Asphalt, dann ein paar hundert Meter Schotterpiste, dann wieder Asphalt mit herausstehenden Eisen. Dazu wurden wir vor jeder Brücke zurück auf die Strasse gezwungen. Dann, morgens um halb 8 Uhr und noch halb verschlafen, übersahen wir eine sandige, nasse Passage … aus griffigem Sand wurde stellenweise Glatteis, und schwupps, schon lagen wir beide unverhofft im nassen, schmierigen Matsch wie Käfer auf dem Rücken! Zum Glück rollte der Verkehr in sicherem Abstand auf dem Asphalt neben uns.

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Wir rappelten uns auf, entschlammten uns soweit es ging und waren wenige Minuten später bereit für unsere erste Hundeattacke. Wie aus dem nichts kam eine grosse braune Bestie von hinten herangeschossen. Da wurde Daina instinktiv auch zum Tier und brüllte wie ein Löwe. Der Hund bekam gewaltige Angst und unsere neue Hunde-Abwehrstrategie war geboren.

Nach ewa 150 km auf der stark befahrenen Panamericana bogen wir bei Cañas nach Osten ab, ins Landesinnere und somit in die Berge. Über waldige Hügel arbeiteten wir uns zum Lago Arenal, am Fusse des Volcan Arenal hoch. Und plötzlich fuhren wir durch eine schweizer Berg- und Seenlandschaft, gespickt mit Abschnitten von dichtem grünem Dschungel. In der Touristenhochburg La Fortuna gönnten wir unseren Beinen einen Ruhetag und arbeiteten daran, unseren Hunger abzubauen.

am Lago Arenal

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Volcán Arenal

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Die nächsten drei Tage sollten uns über die Berge nach San José bringen. Am ersten Tag rollten wir durch eine (meist) flache Landschaft mit Ananas- und Zuckerrohrfelder nach Venezia, an die Vorläufer des Vulkans Poás. Dessen „Erfahrung“ war unser nächstes Ziel. Am zweiten Tag, nach etwa 15 km hügligem Warmfahren galt es dann ernst. Wir bogen auf die schmale Strasse nach Vara Blanca, der Passhöhe zwischen den Vulkanen Poás und Barva, ab und augenblicklich begann sie zu steigen und wurde für die nächesten 26 km nicht mehr flach. Endlos steigend, mit steilen Kurven, Teilstücke die einem fast zum Absteigen zwangen und Hunden die dasselbe versuchten. Doch die tropische Schönheit dieses Tals mit Dschungel, Nebelwäldern, Fincas, Kaffeeplantagen und wenigen Dörfern war umwerfend und hielt uns im Sattel während wir uns von etwa 300 auf 2000 Meter über Meer hochkämpften.

Weg nach Vara Blanca

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Verschnaufpause  – „Vogelparadies“ mit Traumaussicht

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Vara Blanca war weniger ein Ort als eine Kreuzung mit ein paar Häusern und es war kalt, neblig und kalt. Da kam die warme Dusche in der gemieteten „Cabina“ gerade recht! Eine warme Dusche wohlgemerkt, mit einem Warmwasser-Griff! Also eine, die das Wasser nicht wie andere beliebte Modelle direkt über dem Kopf durch Strom erhitzt, was etwas irritierend sein kann.

Am dritten Tag liessen wir unser Gepäck in der Cabina um zum Gipfelsturm anzusetzen. Je früher man oben sei, umso grösser die Chancen auf klare Sicht – im Optimalfall auf Atlantik und Pazifik. Ohne Gepäck flitzten wir plötzlich wie mit Rückenwind die restlichen 10 km und siebenhunderirgendetwas Höhenmeter hoch und waren prompt zu früh oben. Geöffnet wir um acht und als wir kurz darauf mit gelöstem Ticket an den Kraterrand hinunterfuhren war der Nebel auch schon da, sogar ziemlich viel davon. Nix mit Aussicht, dafür richtig schön windig und kalt. Die Abfahrt war dann umso schöner und es wurde mit jedem gefahrenen Meter wärmer.

Volcán Poás – bestes Wetter!

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Blick ins Tal – irgdendwie vertraut

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Je näher wir in den Grossraum von San José kamen, umso dichter wurde der Verkehr und plötzlich waren wir mittendrin. Der Verkehr war nicht so schlimm wie befürchtet und so drehten wir im Zentrum von San José ein paar Runden auf der Suche nach einer Unterkunft – die wir dann schliesslich im Staddtteil Los Yoses fanden. Die typische Eigenschaft zentralamerikanischer Städte in Cuadras gegliedert zu sein würde die Navigation etwas einfacher machen – wären da keine Einbahnstrassen.

San José

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Plato del dia – Hauptgang, Salat, Dessert und Getränk

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Nach vier kurzweiligen und zugegebenermassen etwas verfressenen Tagen in San José zog es uns dann an einem Sonntagmorgen weiter, Puerto Limon an der Atlantikküste im Visier. Als ein paar Kilometer ausserhalb der Stadt die Strasse plötzlich zu Autobahn wurde machten wir uns kurz etwas Sorgen, bevor wir von zwei freundlichn älteren Herren auf modernsten Rennrädern weitergewunken wurden. Sie versicherten uns, das Radfahr-Verbotsschild wäre hier nicht von Bedeutung, zeigten uns gleich noch wie man die Mautstationen umfahre (hinter dem Häuschen, nicht vorne) und begleiteten uns plaudernd für eine Weile. Und tatsächlich tummelten sich auf dem Pannenstreifen der Autobahn auf den nächsten 10 km ganze Radfahrergruppen in sportlichen Tricots auf federleichten Rennrädern.

Autobahn bei San José

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Kurz darauf schloss bei einem Erfrischshalt ein Reiseradler zu uns auf. Patrick aus Davos war auf den ersten Kilometern seiner Reise, die ihn auch in den Süden führen soll. Gemeinsam fuhren wir tretend und über Erlebtes plaudernd die verbleibenden etwa 30 Kilometer nach Turrialba. Dort besuchte Patrick ein Spanischschule und und wir gönnten unseren beiden Lasträdern neue Ketten – sie hatten sichs ehrlich verdient.

mit Patric

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nahe Turrialba

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„Ciclo“ in Turrialba

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 Turrialba

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Von der Küste trennten uns jetzt noch etwa 100 Kilometer. Nach erst fordernden und dann rollend-hügeligen aber wunderschönen fünfzig davon suchten wir in Siquirres eine Bleibe für die Nacht und fanden dies schliesslich bei den Bomberos, der Feuerwehr. Die vier Herren der diensthabenden 24-Stundenschicht boten uns das Gästezimmer der örtlichen Feuerwehr und gleich noch ein feines Mittagessen an. Obwohl sie arbeiteten kümmerten sie sich rührend um uns und fanden immer wieder Zeit für interessante Gespräche und das eine oder andere Spässschen. Und bevor wir am nächsten Morgen losfuhren lud man uns nach der Schichtübergabe (8.00 Uhr) noch zum gemeinsamen typischen Tico-Frühstück in der Feuerwehrküche ein: Gallo Pinto (Reis mit Bohnen, ein Gericht das Costa Rica und Nicaragua als ihre Erfindung rühmen) mit Baguette, Käse, und Natilla (Sauerrahm)….und damit wir nicht hungern sollten erhielten wir gleich noch sechs in Bananenblätter eingepackte „Tamales de Cerdo“ (in Bananenblätter eingepackte und gekochte Knödel aus Maismehl, Schweinefleisch und verschiedenen Gemüsen) mit auf den Weg.

Bomberos de Siquirres – der Kommandante machte das Foto

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Kleingetier

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Von Puerto Limón trennten uns jetzt noch 60 Kilometer auf einer stark von Schwerverkehr befahrenen Strasse die, wie wir aus aktueller Feuerwehrquelle wussten, sehr gefährlich sei. (Bilanz der letzten Nacht: drei Tote). Wir fuhren vorsichtig, schwitzten stark (43°C) und erreichten am frühen Nachmittag die vielverteufelte, bunte und etwas verlotterte Hafenstadt Puerto Limón. Die Konsequenzen unserer Ankunft sollten für die Bevölkerung nicht so schwerwiegende Folgen haben wie die Ankunft von Kolumbus und seinen Mannen auf der Insel Uvita direkt vor der Stadt. Wir nahmen keine Sklaven, suchten keinen Streit und waren am nächsten Morgen wieder weg – unterwegs zwischen Palmen und unter praller Sonne, dem Meer entlang Richtung Süden nach Cahuita. Noch 50 km nach Panama.

Stau auf der Panameriacana

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Puerto Limón

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Chiquitaland

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Das oft gerühmte Cahuita ist ein kleines, relativ touristisches Dorf mit afro-karibischem Flair direkt neben dem gleichnamigen Nationalpark an Costa Ricas Atlantikküste. Der Nationalpark, auf einer Landzunge im Meer gelegen, bot uns die Möglichkeit im Wald herum zu schleichen und Tiere zu sehen.

„Parque Nacional Cahuita“ – Traumstrände!

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Tiere im „Parque Nacional Cahuita“

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Nach vier Tagen in Cahuita setzte der Regen ein. Dies war für uns das Zeichen unsere Sachen zu packen und uns auf den kurzen (50 km) Weg nach Sixaola, an die Grenze zu Panama zu machen. Auf in ein neues Land!

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GALLERIE ZUM BLÄTTERN

6 Kommentare zu “Costa Rica | pura vida

  1. Einfach geile Sach was iar do mahen.Iar hend jo a ganze Pallete Fiher ufm weg kseha.Voll interessant und schö zum seha.Weiter soooooooooo. bi sau stolz uf eu
    un fuerte abrazo

  2. Das ist super wie ihr das macht. Wünschen euch weiterhin alles gute und viel Glück bei eurem Abenteuer liebe Grüße Hildegard und Gunter

  3. Hoi metnand. Nochdem i höt dr Peter uf dr Langlaufloipa troffa ha, han i endlich eura Blog gfunda. Super Gschechta, tolle Belder! Witerhin viel Glück und Spass!

  4. Hallo ihr zwei Superradler! Mit mehr als einem Jahr Rückstand schaue ich eure wunderbaren Bilder an , geniesse die schönen Erlebnisse, freue mich, dass ihr so nette Menschen trefft und gehe mit den tropischen Bildern im Kopf gleich Skifahren.
    Herzliche Grüsse Beatrice Kaufmann

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